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Über die Geburt Jesu

Von

Nacht, mehr denn lichte Nacht! Nacht, Lichter als der Tag!
Nacht, heller als die Sonn, in der das Licht geboren,
Das Gott, der Licht, in Licht wohnhaftig, ihm erkoren!
O Nacht, die alle Nächt und Tage trotzen mag!

O freudenreiche Nacht, in welcher Ach und Klag
Und Finsternis und, was sich auf die Welt verschworen,
Und Furcht und Höllen-Angst und Schrecken ward verloren!
Der Himmel bricht, doch fällt nunmehr kein Donnerschlag.

Der Zeit und Nächte schuf, ist diese Nacht ankommen
Und hat das Recht der Zeit und Fleisch an sich genommen
Und unser Fleisch und Zeit der Ewigkeit vermacht.

Der Jammer trübe Nacht, die schwarze Nacht der Sünden,
Des Grabes Dunkelheit muß durch die Nacht verschwinden.
Nacht, Lichter als der Tag! Nacht, mehr denn lichte Nacht!

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Gedicht: Über die Geburt Jesu von Andreas Gryphius

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Über die Geburt Jesu“ von Andreas Gryphius ist eine Hymne an die Heilige Nacht, in der Jesus Christus geboren wurde. Das Gedicht ist in Sonettform verfasst, was durch die klare Struktur, die festen Reime und den rhythmischen Wechsel zwischen Oktave und Sextett unterstrichen wird. Gryphius nutzt eine Reihe von paradoxen Bildern, um die Einzigartigkeit und die transformierende Kraft dieser Nacht zu beschreiben. Die Verwendung des Wortes „Nacht“ in unterschiedlichen Kontexten und mit variierenden Attributen bildet den Kern des Gedichts.

In den ersten beiden Strophen (Oktave) spielt Gryphius mit dem Konzept der Nacht. Er beschreibt sie als „mehr denn lichte Nacht“, „heller als der Tag“ und „heller als die Sonn“. Diese paradoxen Aussagen deuten darauf hin, dass die Heilige Nacht nicht durch die Abwesenheit von Licht, sondern durch die Ankunft des göttlichen Lichts, Jesus Christus, gekennzeichnet ist. Das Licht, das in dieser Nacht geboren wurde, übertrifft alles Irdische und symbolisiert die Erlösung und die Hoffnung, die durch die Geburt Jesu in die Welt gekommen sind. Die Erwähnung des „Himmels“, der sich öffnet, und des fehlenden „Donnerschlags“ deutet auf eine neue Ära des Friedens und der Gnade hin, in der die irdische Unruhe und das Grauen der Hölle verschwunden sind.

Die zweite Hälfte des Sonetts (Sextett) konzentriert sich auf die transformative Wirkung dieser Nacht. Gryphius beschreibt, wie in dieser Nacht „Ach und Klag“, „Finsternis“, „Furcht“, „Höllen-Angst“ und „Schrecken“ verloren gingen. Dies deutet auf die Überwindung des Bösen und des Leids hin, das durch die Geburt Jesu ermöglicht wurde. Der Dichter betont, dass in dieser Nacht der Schöpfer der Zeit, Gott selbst, in die Welt kam und „Fleisch an sich genommen“ hat, was auf die Menschwerdung Jesu hinweist. Durch dieses Opfer der Gottheit wird die menschliche „Zeit“ und das „Fleisch“ mit der „Ewigkeit“ verbunden.

In den letzten Zeilen kehrt Gryphius zu dem Bild der Nacht zurück, aber jetzt wird die „Jammer trübe Nacht“ der Sünden und die „schwarze Nacht“ des Grabes durch die Ankunft Jesu überwunden. Die Wiederholung der einleitenden Zeile „Nacht, Lichter als der Tag! Nacht, mehr denn lichte Nacht!“ am Ende des Gedichts unterstreicht die zentrale Botschaft des Gedichts: Die Heilige Nacht ist eine Nacht des Lichts und der Erlösung, die die Finsternis der Welt überwindet. Gryphius feiert die Geburt Jesu als ein Ereignis von kosmischer Bedeutung, das Hoffnung und ewiges Leben für die Menschheit bringt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.