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Am Fuß der Alpen

Von

Neu klimmt der Frühling auf die Höhn,
Die Gletscher auf den Firnen krachen,
Und die Lawine läßt der Föhn
Zu ihrer Sommerlust erwachen;
Der Donner ihres Sturzes hallt
Durch Thal und Schluchten hin von Spalt zu Spalt.

Vom Wipfel wirft der Fichtenbaum
Die Eisesdecke, die geborsten;
Froh fliegen nach dem Wintertraum
Die Adler auf von ihren Horsten,
Und mit dem Gießbach thalwärts wälzt
Der Schnee sich, den die Frühlingssonne schmelzt.

Wohl sonst zu euch ins reinre Blau,
Ihr Alpen, an den Felsensteilen
Klomm ich empor, in Almentau
Des Lebens Wunden auszuheilen,
Doch der ich war, bin ich nicht mehr;
Was ruft ihr mich und macht das Herz mir schwer?

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Gedicht: Am Fuß der Alpen von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Am Fuß der Alpen“ von Adolf Friedrich Graf von Schack beschreibt zunächst die Ankunft des Frühlings in den Alpen und wechselt dann zu einer melancholischen Reflexion über die eigene Vergangenheit und die Veränderung des lyrischen Ichs. Die ersten beiden Strophen malen ein lebendiges Bild der Natur: das Knacken der Gletscher, die Lawinen, die vom warmen Föhn geweckt werden, das Auftauen des Schnees und das Erwachen des Lebens.

Die lebendigen Naturbilder dienen als Kontrast zu der Strophe, die mit einem Gefühl der Melancholie endet. Das lyrische Ich, das einst die Alpen als Zufluchtsort suchte, um seine „Wunden“ zu heilen, fühlt sich nun von der Natur entfremdet. Es stellt fest, dass es sich verändert hat und nicht mehr derselbe Mensch ist, der einst die Bergwelt suchte. Die Frage „Was ruft ihr mich und macht das Herz mir schwer?“ deutet auf eine tiefe Sehnsucht nach der Vergangenheit hin, die jedoch unerreichbar geworden ist.

Das Gedicht nutzt die Alpen als Metapher für die Suche nach Erneuerung und Heilung. Die Natur selbst, die im Frühling neu erwacht, spiegelt die Hoffnung auf einen Neuanfang wider. Doch das lyrische Ich kann diesen Frühling nicht mehr unbeschwert genießen. Die Erinnerung an vergangene Zeiten und die Erkenntnis der eigenen Veränderung lasten schwer auf ihm. Die Alpen, einst ein Ort der Zuflucht, werden nun zu einem Ort der Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit.

Schacks Gedicht ist eine Reflexion über Vergänglichkeit und die Unmöglichkeit, die Zeit zurückzudrehen. Die Naturbilder der ersten beiden Strophen stehen im Gegensatz zur dritten Strophe, die die innere Welt des lyrischen Ichs widerspiegelt. Die Verbindung zwischen der äußeren Natur und dem inneren Zustand des Menschen wird deutlich, wodurch das Gedicht eine universelle Botschaft von Verlust, Veränderung und dem Schmerz der Vergangenheit vermittelt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.