Anziehliedchen
Wer strampelt im Bettchen?
Versteckt sich wie’n Dieb?
Das ist der Rumpumpel,
Den haben wir lieb.
Was guckt da für’n Näschen?
Ein Bübchen sitzt dran.
Das ist der Rumpumpel,
Den ziehn wir jetzt an.
Erst wird er gewaschen
Vom Kopf bis zur Zeh;
Er weint nicht, er greint nicht,
Denn es tut ja nicht weh.
Schnell her mit dem Hemdchen:
Da schlüpfen wir fein
Erst rechts und dann links
In die Ärmelchen ´rein.
Fix an noch die Strümpfchen,
Fix an auch die Schuh;
Kommt’s Händchen, schnürt’s Bändchen,
Schon sind sie zu.
Nun Leibchen und Höschen,
Ein Röckchen kommt auch;
Sonst friert dem Rumpumpel
Sein kleiner runder Bauch.
Das Kämmchen kämmt sachte,
Aber still muss man stehn;
Zuletzt noch das Kleidchen,
Der Tausend, wie schön!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Anziehliedchen“ von Paula Dehmel beschreibt auf eine liebevolle und spielerische Weise das morgendliche Ankleiden eines kleinen Kindes, das als „Rumpumpel“ bezeichnet wird. Der Gedichtbeginn mit der Frage „Wer strampelt im Bettchen?“ stellt das Kind als lebendigen und unruhigen Charakter dar, der aus dem Schlaf erwacht und sich in seinem Bett versteckt. Es entsteht das Bild eines fröhlichen, aktiven Kindes, das mit seiner ungestümen Energie den Raum füllt, während die Eltern ihm mit Zuneigung begegnen.
Die Personifizierung des Kindes als „Rumpumpel“ vermittelt einen niedlichen, fast schelmischen Eindruck, während gleichzeitig die Fürsorge der Eltern spürbar wird. Das Kind wird zärtlich und behutsam durch die verschiedenen Schritte des Anziehens geführt, beginnend mit dem Waschen „vom Kopf bis zur Zeh“. Das Gedicht hebt hervor, dass das Kind ruhig bleibt, obwohl es gewaschen wird, was eine gewisse Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Es tut ihm „nicht weh“, was darauf hinweist, dass die Eltern die Pflege mit Liebe und Fürsorge durchführen.
Die detaillierte Beschreibung des Ankleidens – vom Hemdchen über die Strümpfchen bis hin zum Kleidchen – hebt die Routine und den fürsorglichen Akt der elterlichen Pflege hervor. Dabei wird der Prozess in einer lockeren, fast kindlichen Sprache dargestellt, was die Nähe zwischen Eltern und Kind betont. Der Vers „Fix an noch die Strümpfchen, / Fix an auch die Schuh“ illustriert das rasche und verspielte Tempo des morgendlichen Rituals, das durch die Rhythmen und Reime des Gedichts dynamisch und lebendig wirkt.
Am Ende des Gedichts wird das Kind vollständig angekleidet, mit dem „Leibchen“, „Höschen“ und „Röckchen“, was dem Bild eines gut gepflegten, bereit für den Tag gehenden Kindes entspricht. Das „Kämmchen kämmt sachte“, was die liebevolle Zuwendung der Eltern auch beim Frisieren zeigt. Das Gedicht endet mit der Vorstellung, dass das Kind in seinem „Tausend, wie schön“ gekleideten Zustand nun vollkommen und glücklich ist – ein Ausdruck des Stolzes der Eltern über das Kind, das nun für den Tag bereit ist.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.