Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , ,

Stimme der Mutter

Von

Lag ich als Kind
Schlaflos, ängstlich,
Sang die Mutter
Mit sanfter Stimme,
Bis der Schlummer
Die träumenden Augen
Leise mir schloss.-

Längst verklangen
Die Wiegenlieder;
Wuchs der Mutter
Über den Kopf…
Wer singt heut‘ mir
Tröstliche Lieder?

Das bist du,
Hehre Stimme
Im Gebrause
Des Frühlingssturmes
Und im Flüstern
Fallenden Regens.

Lauschen will ich und liegen
Wie ein Wiegekind;
Singe, treue Mutter,
Schläf’re dein banges Kind!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Stimme der Mutter von Bruno Wille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Stimme der Mutter“ von Bruno Wille ist eine poetische Reflexion über die Kindheit und den Verlust der Geborgenheit, die mit der Mutter verbunden war. Zu Beginn beschreibt das lyrische Ich eine Erinnerung an seine Kindheit, als es in der Nacht ängstlich und schlaflos war. Die Mutter sang mit sanfter Stimme, um es zu beruhigen und in den Schlaf zu wiegen. Diese Szenen aus der Kindheit werden durch die ruhige und zärtliche Sprache des Gedichts wieder zum Leben erweckt, wobei die sanften „Wiegenlieder“ ein Symbol für den Trost und die Sicherheit der mütterlichen Fürsorge sind.

Im weiteren Verlauf des Gedichts tritt der Verlust dieser mütterlichen Stimme in den Vordergrund. Die „Wiegenlieder“ sind verklungen, und das lyrische Ich spürt die Abwesenheit dieser tröstlichen Gesänge, die es als Kind in den Schlaf begleitet haben. Die Tatsache, dass die Mutter nun „über den Kopf“ des lyrischen Ichs gewachsen ist, deutet auf den Übergang vom Kindsein zum Erwachsenwerden hin, und damit auch auf die Trennung von der unbeschwerten Zeit der Kindheit und der Geborgenheit. Doch trotz des Erwachsenseins sehnt sich das lyrische Ich immer noch nach dieser „hehren Stimme“, die es einst tröstete.

Die Sehnsucht nach dieser Stimme wird durch die Darstellung der Natur als beruhigende Elemente verstärkt. Die „Hehre Stimme“ findet sich nun im „Gebrause des Frühlingssturmes“ und im „Flüstern fallenden Regens“. Diese Naturbilder stehen im Kontrast zur kindlichen Erinnerung und verweben sich mit dem Wunsch des lyrischen Ichs, in einer Welt der Ruhe und Geborgenheit zurückzukehren. Der Frühling und der Regen, beide Symbole für Erneuerung und Leben, bieten Trost, auch wenn die Mutter selbst nicht mehr da ist, um zu singen.

Am Ende des Gedichts drückt das lyrische Ich einen tiefen Wunsch aus, wie ein „Wiegekind“ zu lauschen und zu ruhen. Es sucht Trost, wie es ihn früher bei der Mutter fand, und bittet metaphorisch darum, dass die „treue Mutter“ noch einmal für es singt. Dieser Wunsch nach Schutz und Geborgenheit ist eine universelle Erfahrung, die das Gedicht in eine tiefere, überzeitliche Dimension hebt – der Mensch sucht immer wieder nach einem Ort des Friedens und der Sicherheit, wie er es in der Kindheit bei der Mutter fand.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.