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Kunsturtheil

Von

Kommen Sie doch, welch Gepinsel ist das, das ist ja erbärmlich,
Welch eine Farbe! – „Mein Herr, das ist ein Tizian doch!“ –
Richtig – ein Tizian – es ist wahr – ich erkenn‘ es, ja freilich –
Ja ’s ist ein Tizian – ist ein vortreffliches Bild.

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Gedicht: Kunsturtheil von Wilhelm Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Kunsturtheil“ von Wilhelm Waiblinger spiegelt auf ironische Weise die Oberflächlichkeit und den Mangel an echtem Verständnis in der Kunstkritik wider. In dem kurzen Dialog zwischen zwei Personen wird die Bewertung eines Kunstwerks in einer Art und Weise dargestellt, die mehr von sozialer Bestätigung und dem Namen des Künstlers abhängt als von einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit dem Werk selbst. Der erste Sprecher reagiert auf das Gemälde mit einem entwertenden „Welch Gepinsel ist das, das ist ja erbärmlich“, was eine negative, beinahe zynische Haltung gegenüber der Malerei zeigt. Doch sobald ihm der Name „Tizian“ genannt wird, verändert sich seine Haltung sofort, und er stimmt der Einschätzung zu: „Ja ’s ist ein Tizian – ist ein vortreffliches Bild.“

Die Wendung im Gedicht verdeutlicht, wie der Wert eines Kunstwerks in der Wahrnehmung des Betrachters oft nicht von der Qualität des Werks selbst abhängt, sondern vielmehr von der Autorität und dem Ruf des Künstlers. Die Person, die zunächst das Bild abwertet, ändert ihre Meinung sofort, als sie den Namen eines berühmten Malers hört, ohne das Bild wirklich zu hinterfragen oder es auf seine künstlerischen Qualitäten zu analysieren. Diese Haltung kritisiert die Tendenz, Kunstwerke nur aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Namens zu bewerten, statt sich mit dem Werk und seiner Bedeutung auseinanderzusetzen.

Waiblinger verwendet diesen Dialog, um die Oberflächlichkeit und den Mangel an kritischem Denken in der Kunstwelt zu hinterfragen. Die Ironie in der Reaktion des Sprechers macht deutlich, dass Kunsturteile häufig durch gesellschaftliche Konventionen und den Einfluss von berühmten Namen geprägt sind. Das Gedicht fordert somit zu einer reflektierteren und persönlicheren Auseinandersetzung mit Kunst auf, anstatt sich auf den Namen und das Prestige eines Künstlers zu verlassen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.