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Das Mädchen aus der Fremde

Von

In einem Tal bei armen Hirten
Erschien mit jedem jungen Jahr,
Sobald die ersten Lerchen schwirrten,
Ein Mädchen, schön und wunderbar.

Sie war nicht in dem Tal geboren,
Man wusste nicht, woher sie kam,
Und schnell war ihre Spur verloren,
Sobald das Mädchen Abschied nahm.

Beseligend war ihre Nähe,
Und alle Herzen wurden weit,
Doch eine Würde, eine Höhe
Entfernte die Vertraulichkeit.

Sie brachte Blumen mit und Früchte,
Gereift auf einer andern Flur,
In einem andern Sonnenlichte,
In einer glücklichern Natur.

Und teilte jedem eine Gabe,
Dem Früchte, jenem Blumen aus,
Der Jüngling und der Greis am Stabe,
Ein jeder ging beschenkt nach Haus.

Willkommen waren alle Gäste,
Doch nahte sich ein liebend Paar,
Dem reichte sie der Gaben beste,
Der Blumen allerschönste dar.

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Gedicht: Das Mädchen aus der Fremde von Friedrich von Schiller

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Mädchen aus der Fremde“ von Friedrich von Schiller schildert die mysteriöse Erscheinung eines fremden Mädchens, das regelmäßig in ein abgelegenes Tal kommt und dort bei den einfachen Hirten eine besondere Wirkung entfaltet. Ihre Schönheit und ihre Gaben – Blumen und Früchte – sind ein Symbol für etwas Höheres, das aus einer anderen Welt oder einer besseren Natur zu stammen scheint.

Das Mädchen ist nicht von dort, und ihre Herkunft bleibt unbekannt, was ihr eine Aura des Geheimnisvollen verleiht. Ihr Kommen und Gehen ist von einem Hauch von Vergänglichkeit geprägt; immer wenn sie geht, wird sie spurlos verschwinden. Dennoch bleibt ihre Präsenz ein Segen für die Menschen des Tals. Die „Würde“ und „Höhe“, die sie ausstrahlt, verhindern eine tiefere Nähe, was sie zu einer unerreichbaren Gestalt macht, die jedoch gleichzeitig in jedem Herz Wärme und Freude weckt.

Die Gaben, die sie bringt, haben eine tiefe symbolische Bedeutung: Sie sind nicht von dieser Welt, sondern kommen aus einer „anderen Flur“ und „einer glücklichern Natur“. Diese Übergabe von Blumen und Früchten könnte als Metapher für geistige oder spirituelle Bereicherung verstanden werden, die das Mädchen den Menschen vermittelt, ohne dass sie je eine wirkliche Verbindung zu ihnen aufbaut. Ihre Gabe ist ein Geschenk des Lebens und der Schönheit, das den einfachen Dorfbewohnern eine flüchtige Freude und Hoffnung bringt.

Am Ende des Gedichts scheint das Mädchen besonders dem „liebenden Paar“ zugewandt zu sein, was vielleicht darauf hinweist, dass die wahre Bedeutung ihrer Gaben für diejenigen offenbart wird, die im Einklang mit Liebe und Zuneigung leben. Die Blumen, die sie in ihre Hände legt, stehen möglicherweise für die reine und ideale Liebe, die in einer perfekten Welt gedeiht. Schiller bringt hier eine Philosophie von Schönheit, Unsterblichkeit und Transzendenz in Form eines lyrischen Bildes, das sowohl von Sehnsucht als auch von einer unerreichbaren Vollkommenheit geprägt ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.