Halt!
Eine Mühle seh ich blinken
Aus den Erlen heraus,
Durch Rauschen und Singen
Bricht Rädergebraus.
Ei willkommen, ei willkommen,
Süßer Mühlengesang!
Und das Haus, wie so traulich!
Und die Fenster, wie blank!
Und die Sonne, wie helle
Vom Himmel sie scheint!
Ei, Bächlein, liebes Bächlein,
War es also gemeint?
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Halt!“ von Wilhelm Müller ist eine kurze, stimmungsvolle Szene, die in der Tradition der romantischen Lyrik steht und die Sehnsucht und Enttäuschung eines Wanderers thematisiert. Der Text entfaltet sich in drei kurzen Strophen und vermittelt dem Leser eine Mischung aus Anziehung und Verzweiflung, die durch die Natur und die menschliche Existenz ausgelöst werden.
Die erste Strophe beschreibt eine idyllische Szene: Der Wanderer erblickt eine Mühle, die aus den Erlen hervortritt, begleitet von dem Geräusch des Wassers und dem rhythmischen Gesang des Mühlrads. Diese Szene weckt sofort positive Assoziationen: Die Mühle steht für ein sicheres Zuhause und die Möglichkeit, Schutz zu finden. Der „Rädergebraus“ suggeriert Aktivität und Leben, eine Abwechslung zur Einsamkeit des Wanderers. Die Worte „blinken“ und „heraus“ deuten auf einen Moment der Entdeckung, auf die Sehnsucht nach etwas Schönem und Hoffnungsvollem.
Die zweite Strophe verstärkt diese positive Stimmung. Der Wanderer äußert seine Freude und Begrüßung in den Zeilen „Ei willkommen, ei willkommen, / Süßer Mühlengesang!“ Er lobt die „trauliche“ Atmosphäre des Hauses und die „blanken“ Fenster. Die Beschreibung der Sonne, die vom Himmel scheint, verstärkt den Eindruck von Glück und Geborgenheit. Die Verwendung von Ausrufen und die Wiederholung von „ei“ unterstreichen die emotionale Aufrichtigkeit des Wanderers und seine Freude an der entdeckten Idylle.
Die dritte Strophe bildet den Wendepunkt des Gedichts. Sie beginnt mit der direkten Anrede an das „Bächlein, liebes Bächlein“ und einer entscheidenden Frage: „War es also gemeint?“ Diese Frage ist der Schlüssel zur Interpretation. Sie deutet auf eine tiefere Erkenntnis, eine Enttäuschung oder eine bittere Erfahrung, die den Wanderer heimgesucht hat. Es ist, als ob er durch die idyllische Szene an etwas erinnert wird, das er verloren hat oder was ihm verwehrt bleibt. Das Bächlein, das normalerweise für Lebensfreude und Reinheit steht, wird hier zu einem Symbol für die unerfüllte Sehnsucht und die Einsamkeit des Wanderers. Die Frage lässt offen, was genau „gemeint“ war, was dem Gedicht seinen Reiz verleiht. Es ist eine stille Klage und eine Reflexion über die Unmöglichkeit, Glück zu finden oder zu bewahren.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.