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Treue Liebe

Von

Steh ich in finstrer Mitternacht
So einsam auf der fernen Wacht:
So denk ich an mein fernes Lieb,
Ob mir′s auch treu und hold verblieb?

Als ich zur Fahne fort gemüßt,
Hat sie so herzlich mich geküßt,
Mit Bändern meinen Hut geschmückt,
Und weinend mich ans Herz gedrückt!

Sie liebt mich noch, sie ist mir gut,
Drum bin ich froh und wohlgemut;
Mein Herz schlägt warm in kalter Nacht,
Wenn es ans treue Lieb gedacht.

Jetzt bei der Lampe mildem Schein
Gehst du wohl in dein Kämmerlein,
Und schickst dein Nachtgebet zum Herrn,
Auch für den Liebsten in der Fern!

Doch, wenn du traurig bist und weinst,
Mich von Gefahr umrungen meinst –
Sei ruhig, bin in Gottes Hut,
Er liebt ein treu Soldatenblut.

Die Glocke schlägt, bald naht die Rund
Und löst mich ab zu dieser Stund;
Schlaf wohl im stillen Kämmerlein,
Und denk in deinen Träumen mein.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Treue Liebe von Wilhelm Hauff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Treue Liebe“ von Wilhelm Hauff ist eine einfache, aber tiefgründige Liebeserklärung, die von der Sehnsucht und dem Vertrauen eines Soldaten an seine Geliebte geprägt ist. Es zeichnet ein Bild der Verbundenheit, die trotz räumlicher Distanz und widriger Umstände durch die Gewissheit der gegenseitigen Treue aufrechterhalten wird. Der Soldat, der fern der Heimat Wache hält, findet Trost in den Gedanken an seine Liebste und in der Hoffnung auf ihre anhaltende Liebe.

Das Gedicht entfaltet sich in einer Reihe von Szenen, die sowohl die physische als auch die emotionale Trennung des Soldaten widerspiegeln. Die Nacht, die Ferne und die Einsamkeit der Wache werden kontrastiert mit der Erinnerung an den Abschied, die Zärtlichkeit des Kusses und die Liebe, die die Geliebte ihm entgegenbrachte. Die Beschreibung der Geliebten, die im milden Schein der Lampe in ihrem Kämmerlein betet, verstärkt das Gefühl der Nähe und des Vertrauens, obwohl er sich fern von ihr befindet. Die Erwähnung des Gebets verleiht der Beziehung eine spirituelle Dimension und betont die Zugehörigkeit zu Gott, der den Soldaten in seiner Hut beschützt.

Hauff verwendet einfache, klare Sprache und eine schlichte Reimstruktur, die die Unmittelbarkeit und Ehrlichkeit der Gefühle des Soldaten unterstreichen. Die Wiederholung des Themas der Treue, sowohl im Titel als auch im Text, betont die zentrale Botschaft des Gedichts. Die Verwendung von Bildern wie „finstrer Mitternacht“, „ferne Wacht“ und „kalte Nacht“ erzeugt eine Atmosphäre der Einsamkeit und der Distanz, die durch die Erinnerung an die Liebe und die Gewissheit der Treue gemildert wird. Der Soldat findet seinen Trost nicht nur in der Erinnerung an die Liebe, sondern auch im Glauben an Gott und an die Sicherheit, die dies bedeutet.

Das Gedicht endet mit einem Appell an die Geliebte, in Frieden zu schlafen und in ihren Träumen an ihn zu denken. Dieser Wunsch nach einer friedlichen Nacht für die Geliebte, während er selbst Wache hält, unterstreicht die Selbstlosigkeit und die tiefe Verbundenheit, die ihre Beziehung auszeichnet. Es ist ein Gedicht über die Stärke der Liebe, das über die physische Trennung hinausgeht und die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung in der Zukunft widerspiegelt. Das Gedicht ist somit eine bewegende Ode an die Liebe und die Treue, die die Härten des Lebens überwinden kann.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.