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Lied des James Monmouth

Von

Es zieht sich eine blutige Spur
Durch unser Haus von alters,
Meine Mutter war seine Buhle nur,
Die schöne Lucy Walters.

Am Abend war′s, leis wogte das Korn,
Sie küßten sich unter der Linde,
Eine Lerche klang und ein Jägerhorn –
Ich bin ein Kind der Sünde.

Meine Mutter hat mir oft erzählt
Von jenes Abends Sonne,
Ihre Lippen sprachen: Ich habe gefehlt!
Ihre Augen lachten vor Wonne.

Ein Kind der Sünde, ein Stuartkind,
Es blitzt wie Beil von weiten:
Den Weg, den alle geschritten sind,
Ich werd′ ihn auch beschreiten.

Das Leben geliebt und die Krone geküßt
Und den Frauen das Herz gegeben,
Und den letzten Kuß auf das schwarze Gerüst –
Das ist ein Stuart-Leben.

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Gedicht: Lied des James Monmouth von Theodor Fontane

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lied des James Monmouth“ von Theodor Fontane ist eine eindringliche Selbstreflexion über Schicksal und Identität, geprägt von einer tragischen Vorbestimmung. Das lyrische Ich, James Monmouth, Sohn einer Liaison zwischen Charles II. und Lucy Walters, blickt auf sein Leben, das von Geburt an von Sünde und Rebellion überschattet ist. Die ersten Strophen zeichnen ein Bild der verhängnisvollen Vergangenheit, die Wurzeln seines Daseins, und etablieren ein Gefühl der Unausweichlichkeit.

Die Verwendung von Begriffen wie „blutige Spur“ und „Kind der Sünde“ verdeutlicht die moralische Belastung und das illegitime Erbe, das Monmouths Leben von Anfang an prägt. Die Erinnerung an die „schöne Lucy Walters“ und die romantische Szene unter der Linde sind von Kontrasten geprägt: die Idylle der Natur und die schwere Bürde der Abstammung. Der Sprecher ist sich seiner Position in der Geschichte bewusst; er ist ein Stuart, ein Kind der Vergangenheit, dessen Identität untrennbar mit dem Schicksal seiner Familie verbunden ist. Der Kontrast zwischen dem romantischen Anfang und der tragischen Gewissheit des Kindes der Sünde schafft eine beunruhigende Spannung, die das gesamte Gedicht durchzieht.

In der zweiten Hälfte des Gedichts wird der Fokus auf das Leben selbst verlagert, wobei die Aussage der Mutter über ihr Fehlverhalten, das aber gleichzeitig von Wonne geprägt ist, die Komplexität der menschlichen Erfahrung widerspiegelt. James umarmt sein Schicksal, er akzeptiert die vorgegebene Bahn, in der er sich bewegen muss. Seine Identität als Stuart bestimmt seinen Weg. Er wird das Leben lieben und die Krone küssen, jedoch nur, um am Ende mit dem schwarzen Gerüst des Todes konfrontiert zu werden.

Die letzten Verse fassen das Schicksal zusammen, die Liebe zum Leben, zur Krone und zu den Frauen. Die tragische Erkenntnis, dass sein Leben eine Reihe von Erfahrungen ist, die ihn unweigerlich zu seinem unvermeidlichen Ende führen, ist die Quintessenz des Stuart-Lebens. Die Metapher des „letzten Kusses auf das schwarze Gerüst“ ist besonders eindringlich, da sie die finale Konsequenz von Monmouths Existenz widerspiegelt. Das Gedicht ist somit eine Betrachtung über Schicksal, Identität und das Akzeptieren eines vorgegebenen Weges, der durch die Geschichte und die Abstammung des Sprechers bestimmt wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

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