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Jan Bart

Von

Jan Bart geht über den Vlissinger Damm.
„Hür′, Katrin, wi trecken tosamm;
En Huus, en Boot, ′ne Zieg′ un ′ne Kuh′,
Wat mienst, Katrin? sy meine Fru.“

Katrin an ihrem Friesrock zog,
„Ne, Jan, bist mi nich Mynherr ′noog.“
Der nickt und lacht: „Na, denn Adje.“
Und nach Frankreich geht er und sticht in See.

Matrose, Maat, so fängt er an,
Auf der zweiten Reise: Steuermann,
Auf der dritten: Leutnant unter Du Quesne,
Auf der vierten: Flottenkapitän.

Und als es mit England kommt zum Krieg,
Wo Jan Bart erscheint, erscheint der Sieg,
Wie stolz des britischen Banner auch weh′
Jan Bart ist Herr und fegt die See.

Heut aber tritt er vor seinen Herrn,
Vor Louis quatorze. Der sieht ihn gern.
„Willkommen, Jan Bart, in diesem Saal,
Ich ernenn′ Euch zu meinem Groß-Admiral.“

Jan Bart verneigt sich: „Majestät,
Was klug und recht ist, kommt nie zu spät.“
Alles starrt auf den König, der aber lacht, –
Jan Bart hat sich wieder heim gemacht.

Und am Vlissinger Damm, an alter Stell′
Sitzt wieder Katrin auf ihrer Schwell′,
Ihren Ältesten hält sie bei der Hand,
Der Jüngste liegt und spielt und Sand.

Er grüßt sie lachend und noch einmal:
„Katrin, ich bin nun Groß-Admiral,
Katrin, w′rüm biste nicht mit mir goahn?“
„Joa, wenn ick′t wußt hätt, hätt ick′t doahn.“

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Gedicht: Jan Bart von Theodor Fontane

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Jan Bart“ von Theodor Fontane erzählt eine Lebensgeschichte, die von Ablehnung, Aufstieg und letztendlicher Heimkehr geprägt ist. Es beginnt mit einer schlichten Szene am Vlissinger Damm, wo Jan Bart Katrin einen Heiratsantrag macht. Katrins Ablehnung, weil sie ihn nicht als „Mynherr“ (Herrn) genug ansieht, setzt eine Entwicklung in Gang, die Jan Barts Leben grundlegend verändert und ihn zu großem Ruhm führt.

Die darauffolgenden Strophen schildern Barts rasanten Aufstieg in der französischen Marine. Von einfachen Rängen bis zum Flottenkapitän, der im Krieg gegen England entscheidende Siege erringt, zeigt das Gedicht seinen Ehrgeiz und seine Fähigkeit, sich zu behaupten und Anerkennung zu erlangen. Die Kriegsszenen werden dabei nur angedeutet, der Fokus liegt auf Barts erfolgreicher Karriere, die ihn bis zum französischen König Louis XIV. führt.

Die Ernennung zum Großadmiral durch den König markiert den Höhepunkt von Barts Ruhm und Macht. Doch anstatt im Prunk der königlichen Hofhaltung zu verweilen, kehrt Bart zurück in seine Heimat, an den Vlissinger Damm. Dort trifft er Katrin wieder, die inzwischen eine Familie gegründet hat. Die Ironie liegt darin, dass Katrin nun bedauert, Barts Angebot damals abgelehnt zu haben.

Das Gedicht ist ein Beispiel für Fontanes realistische Darstellung von Lebensläufen. Es betont Themen wie Ehrgeiz, gesellschaftlichen Aufstieg, die Bedeutung von Chancen und die Tragik verpasster Gelegenheiten. Die einfache Sprache und die Verwendung des niederdeutschen Dialekts verstärken den volkstümlichen Charakter des Gedichts und tragen zur Authentizität der Erzählung bei. Die Moral des Gedichts kann als eine Warnung vor vorschnellen Urteilen und verpassten Chancen interpretiert werden, während es gleichzeitig die Bedeutung von persönlichem Erfolg und Heimkehr hervorhebt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.