Wenn ich heut nicht deinen leib berühre
Wird der faden meiner Seele reissen
Wie zu sehr gespannte sehne.
Liebe zeichen seien trauerflöre
Mir der leidet seit ich dir gehöre.
Richte ob mir solche qual gebühre
Kühlung sprenge mir dem fieberheissen
Der ich wankend draussen lehne.
Wenn ich heut nicht deinen leib berühre
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Wenn ich heut nicht deinen Leib berühre“ von Stefan George ist eine ergreifende Liebeserklärung, die von der Abhängigkeit des lyrischen Ichs von der körperlichen Nähe der geliebten Person zeugt. Das Gedicht beginnt mit einem starken Bild, das die zentrale Notwendigkeit der Berührung unterstreicht: Ohne sie würde die Seele des Sprechers zerreißen wie eine überdehnte Sehne. Dieser Vergleich verdeutlicht die tiefe emotionale Bindung und die existentielle Bedeutung, die die Berührung für das lyrische Ich hat.
Die folgenden Zeilen beschreiben den Zustand des Sprechers als von Trauerfloren bedeckt, die als „Liebeszeichen“ interpretiert werden. Diese Worte suggerieren, dass die Sehnsucht nach der körperlichen Nähe der geliebten Person eine Quelle des Leidens ist. Das lyrische Ich ist durch die Abwesenheit der geliebten Person gequält und fragt sich, ob dieses Leid ihm gebührt. Die Verwendung des Wortes „qual“ verstärkt das Gefühl der Verzweiflung und des Schmerzes, das durch die fehlende Berührung verursacht wird.
Im letzten Teil des Gedichts wird das lyrische Ich als fieberheiß beschrieben, das draußen wankt und nach Abkühlung fleht. Das Bild des Fiebers deutet auf einen Zustand der inneren Unruhe und Erregung hin, der durch die Sehnsucht nach der geliebten Person ausgelöst wird. Die Bitte um „Kühlung“ kann als Wunsch nach Linderung von der Qual und nach der ersehnten Berührung verstanden werden, die den Zustand des lyrischen Ichs beruhigen und heilen könnte.
Insgesamt ist das Gedicht ein Ausdruck tiefster Sehnsucht und emotionaler Abhängigkeit. Es zeigt, wie essentiell die körperliche Berührung für das Wohlbefinden und das spirituelle Gleichgewicht des lyrischen Ichs ist. Die Sprache ist intensiv und leidenschaftlich, was die Dringlichkeit des Bedürfnisses nach der geliebten Person noch verstärkt. Stefan George nutzt hier eine klare, bildhafte Sprache, um die Zerrissenheit und die Qual der Sehnsucht eindrücklich darzustellen.
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Lizenz und Verwendung
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