Wie kan der Liebe Joch doch süß und lieblich seyn /
weil manches Herze pflegt vohn ihren Schmertzen sagen /
und über ihre Last / und tieffe Wunden klagen?
wie ist dan süße das / das allen bringet Pein /
das wie ein starckes Gifft die Hertzen nimmet ein /
das manchen Helden würgt / ihr vihl auch heist verzagen?
wie kan uns das alsdan doch Frewd und Lust erjagen?
Nein / nein / der Liebe Tranck ist bitter Wermuhtwein.
Doch gleichwohl ist sie süß / weil vielen wird gegeben /
durch ihre Süßigkeit / ein angenehmes Leben.
Drüm / schließ ich / ist die Lieb ein angenehmes Leid;
(wiewohl eß selten kompt / daß wiedrig′ Eigenschafften
an einem Dinge nuhr zu gleiche können hafften)
die Liebe heisst und ist die süße Bitterkeit.
Wie kan der Liebe Joch
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Wie kan der Liebe Joch“ von Sibylla Schwarz ist eine tiefgründige Reflexion über die Natur der Liebe, die sich der scheinbaren Widersprüchlichkeit dieses Gefühls widmet. Das Gedicht beginnt mit einer rhetorischen Frage, die das Paradoxon der Liebe auf den Punkt bringt: Wie kann das Joch der Liebe, das oft mit Schmerz und Leiden verbunden wird, gleichzeitig so süß und lieblich sein? Diese Frage dient als Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit den widersprüchlichen Aspekten der Liebe.
Schwarz führt in den folgenden Versen die negativen Seiten der Liebe an. Sie beschreibt, wie viele Herzen über die Schmerzen und Lasten der Liebe klagen, wie die Liebe wie ein starkes Gift wirkt und wie sie Helden besiegt und zur Verzweiflung führt. Diese Bilder malen ein düsteres Bild der Liebe, das im Kontrast zu ihrer Süße steht. Die Autorin stellt damit die Frage nach der Freude und Lust, die die Liebe angeblich mit sich bringt, in Frage. Indem sie die negativen Auswirkungen der Liebe betont, unterstreicht Schwarz die ambivalente Natur dieses Gefühls.
In der zweiten Hälfte des Gedichts findet eine Wendung statt. Trotz der zuvor dargestellten negativen Aspekte wird die Liebe als süß bezeichnet, da sie vielen Menschen ein angenehmes Leben schenkt. Die Autorin schließt daraus, dass die Liebe ein „angenehmes Leid“ ist. Dies deutet auf die bittersüße Natur der Liebe hin: Sie vereint Freude und Schmerz, Glück und Unglück. Schwarz erkennt die einzigartige Fähigkeit der Liebe an, gegensätzliche Emotionen und Erfahrungen in sich zu vereinen.
Der letzte Vers fasst die Kernbotschaft des Gedichts zusammen: „die Liebe heisst und ist die süße Bitterkeit.“ Dieser Satz ist eine prägnante Zusammenfassung der zentralen These und des Gedichts. Er unterstreicht die Erkenntnis, dass die Liebe ein komplexes und widersprüchliches Gefühl ist, das sowohl Freude als auch Leid, sowohl Süße als auch Bitterkeit in sich vereint. Sibylla Schwarz liefert hier keine einfache Definition der Liebe, sondern vielmehr eine erhellende Betrachtung ihrer vielschichtigen Natur.
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Lizenz und Verwendung
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