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Ach wiltu mich verlassen…

Von

Ach wiltu mich verlassen /
O liebste Galate?
du meinst / die ich nicht seh /
die müß ich auch fort hassen;
Nein / ich lieb solcher massen /
daß ich für dich vergeh /
und schmeltze / wie der Schne /
den Phebus pflegt zu fassen.
Du bist mein Freud und Wonn′
und meines Hertzens Sonn′!
Ach sih′ / ich bin ergeben
dem / das du wenig liebst /
und darüm mich betrübst /
dem losen Venus Leben.

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Gedicht: Ach wiltu mich verlassen... von Sibylla Schwarz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ach wiltu mich verlassen…“ von Sibylla Schwarz drückt eine tiefe Verzweiflung und unerschütterliche Liebe aus, angesichts des drohenden Abschieds der geliebten Galate. Bereits der erste Vers, der wie eine flehentliche Frage formuliert ist, signalisiert die zentrale Thematik des Gedichts: die Angst vor dem Verlust und die daraus resultierende emotionale Not des lyrischen Ichs. Die Verwendung von „Ach“ als Ausruf verstärkt die emotionale Intensität und verdeutlicht die innere Zerrissenheit der Sprecherin.

Die folgende Strophe, in der die Sprecherin betont, dass sie die Geliebte, auch wenn sie sie nicht mehr sehen würde, nicht hassen könnte, unterstreicht die unbedingte Liebe. Der Vergleich mit Schnee, der von der Sonne geschmolzen wird, ist ein starkes Bild für das Dahinschmelzen der eigenen Existenz vor Liebe. Die Metapher der Sonne (Phebus) verstärkt die Vorstellung einer unaufhaltsamen Kraft, die die Gefühle der Sprecherin vollständig vereinnahmt. Die Zeilen drücken die totale Hingabe und das Opfer des eigenen Wohlbefindens aus.

In der zweiten Hälfte des Gedichts wird die Ursache des Kummers deutlicher. Galate wird als „meine Freud und Wonn’“ und als „meines Hertzens Sonn’“ bezeichnet, wodurch ihre zentrale Rolle im Leben des lyrischen Ichs betont wird. Die nachfolgenden Verse offenbaren die Ursache des Leids: Galate scheint sich nach dem „losen Venus Leben“ zu sehnen und die Sprecherin, die „wenig liebt“, zu verlassen. Dies deutet auf eine Dreiecksbeziehung oder zumindest auf eine Sehnsucht Galates nach flüchtigen Freuden und einer anderen, womöglich oberflächlicheren Art der Liebe hin.

Das Gedicht ist somit ein bewegendes Zeugnis von Verlustangst, unerschütterlicher Liebe und dem Schmerz der Zurückweisung. Schwarz setzt auf einfache, aber eindringliche Sprache und kraftvolle Bilder, um die Tiefe der Emotionen zu vermitteln. Die Verwendung von rhetorischen Fragen und direkten Anreden verstärkt die Unmittelbarkeit des Gefühlsausdrucks und macht das Gedicht zu einem eindringlichen Appell an die Geliebte, die Entscheidung zur Trennung zu überdenken. Der Kontrast zwischen der intensiven Liebe der Sprecherin und der vermeintlichen Gleichgültigkeit Galates erzeugt eine Spannung, die das Gedicht zu einem ergreifenden Ausdruck menschlicher Emotionen macht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.