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Winterbild

Von

In meinem Zimmer ein paar frische Blumen,
Die allen Wintermissmut mir vertreiben.
Ein Vöglein pickt vor meinem Fenster Krumen
Und guckt dabei zutraulich durch die Scheiben.

In Stroh und Bast die Bäume eingeschlagen,
Damit der strenge Frost sie nicht berühre,
Die Beete wohl verwahrt vor kalten Tagen –
Und, blossen Haupts, ein Bettler vor der Türe.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Winterbild von Hedwig Lachmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Winterbild“ von Hedwig Lachmann stellt eine kontrastreiche Darstellung des Winters dar, in der einerseits die wärmeren und geborgenen Momente hervorgehoben werden, während andererseits die Härte der Jahreszeit und die Notwendigkeit des Überlebens thematisiert wird. Zu Beginn beschreibt die Sprecherin ihr Zimmer, das mit „frischen Blumen“ geschmückt ist, die den „Wintermissmut“ vertreiben. Diese Blumen stellen ein Symbol für das Leben und die Hoffnung dar, die im Gegensatz zur Kälte und Tristesse des Winters stehen. Das Vöglein, das „zutraulich“ vor dem Fenster pickt, verstärkt das Bild von Lebendigkeit und einer sanften Verbindung mit der Natur, die selbst in der kalten Jahreszeit präsent ist.

Die zweite Strophe wechselt zu einer eher praktischen Darstellung des Winters. Die Bäume sind „in Stroh und Bast eingeschlagen“, um sie vor dem „strengen Frost“ zu schützen. Diese Maßnahmen symbolisieren die Vorsicht und den Schutz, den die Natur und der Mensch benötigen, um den harten Bedingungen des Winters zu trotzen. Während das Bild der geschützten Bäume ein Gefühl von Fürsorge und Vorbereitung vermittelt, wird es gleichzeitig durch das Bild eines „Bettlers vor der Türe“ konterkariert. Der Bettler, der „bloßes Haupt“ in der Kälte trägt, stellt einen scharfen Kontrast zu der sicheren Wärme des Zimmers und der geschützten Natur dar und bringt die soziale Dimension des Winters und der Not in den Vordergrund.

Der Bettler vor der Tür steht symbolisch für die Menschen, die in der Gesellschaft oft übersehen werden und die in den kalten Wintermonaten besonders leiden. Seine Armut und das Bild seines „bloßen Haupts“ in der Kälte unterstreichen die schmerzliche Realität des sozialen Ungleichgewichts und der Entbehrung. Während die Blumen im Zimmer den Wohlstand und das Leben repräsentieren, erinnert der Bettler daran, dass nicht jeder vor den Härten des Winters geschützt ist.

Insgesamt schafft das Gedicht eine Atmosphäre der Zerrissenheit zwischen Geborgenheit und Not. Es stellt die Schönheit und Wärme in einem geschützten Raum gegen die Kälte und das Leid, das vor der Tür lauert. Lachmanns Winterbild zeigt, dass der Winter nicht nur eine Jahreszeit der Kälte ist, sondern auch eine Zeit, in der das soziale Ungleichgewicht und das Überleben auf eine sehr unmittelbare Weise sichtbar werden.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.