Weltschwellendes Lied
Über grüßende Klüfte und Büsche zieht
Und junge Vögel wiegende Wipfel
Zwei gelbe Falter…
Ein Haschen, ein Fühlen,
Vorüber…
Das währt, das währt.
Seliger Flug,
Hier in den Himmel
Die beiden es trug:
Mit vier Blättern
Zwei Blumen.
Was so schwer in der Erde,
So ganz schwer –
Aller Frühling schweigt
Und singt sein leuchtend schwellendes Reifen.
Allmenschen.
Braunes Mühen,
Perlen des Fleißes,
Rosen auf greifenden Knäufen.
Bilder rohrleichter Hütten.
Hurtige Schultern des plaudernd
Kindlich treibenden Wichtes
Tragen über das Tal zu anderem Hofe
Ziegen und Frucht –
Grüne Weiten.
Ziegenerstiegene.
Schmerzen wühlen
Schmerzen, seliges Sichlegen ins Grab –
In Erde all:
Schwanken der Seele zur Höhe –
Die Lüfte sind müde
Schwer vom Fremden,
Vögel darin,
Schwarze Vögel mit harten, bohrenden Seelen
Dunkelrunden Augen,
Blankem bereitem Schnabel.
Schwarzer Scharen fliegendes Fragen,
Zusammenrufen
Dunkelbeutefroher Ruf.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Weltschwellendes Lied“ von Peter Hille ist eine vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Kreislauf von Leben und Tod, der Natur, der menschlichen Existenz und der Sehnsucht nach Transzendenz. Es zeichnet sich durch einen fragmentierten Stil und eine assoziative Bildsprache aus, die dem Leser Raum für eigene Interpretationen lässt. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung einer idyllischen Szene, die von der Natur und der Leichtigkeit des Seins geprägt ist.
Die ersten Strophen beschreiben eine Szenerie von „grüßenden Klüften“ und „junge Vögel wiegenden Wipfeln“, die eine Atmosphäre von Naturverbundenheit und jugendlicher Unbeschwertheit erzeugen. Die Erwähnung „gelber Falter“ und „zwei Blumen“ symbolisiert die Schönheit und Vergänglichkeit des Lebens. Das „Haschen, ein Fühlen, Vorüber… Das währt, das währt“ deutet auf die Flüchtigkeit des Augenblicks und die gleichzeitige Ewigkeit des Lebenskreislaufs hin. Die Verwendung von Wörtern wie „seliger Flug“ und die Assoziation mit dem Himmel verweisen auf eine Sehnsucht nach dem Überirdischen und dem Göttlichen.
Im Verlauf des Gedichts wechselt die Stimmung. Die Beschreibung der „braunen Mühen“ und „Perlen des Fleißes“ deutet auf die Arbeit und den Alltag des Menschen hin. Die „Rosen auf greifenden Knäufen“ könnten für Schönheit im Irdischen stehen, während die „Bilder rohrleichter Hütten“ und die „Ziegen und Frucht“ auf eine bäuerliche Idylle hindeuten. Gleichzeitig wird die Schwere des Lebens durch die „Schmerzen wühlen“ und das „selige Sichlegen ins Grab“ thematisiert. Diese Gegensätze – Leichtigkeit und Schwere, Leben und Tod – durchziehen das gesamte Gedicht.
Das Gedicht endet mit einer düsteren, apokalyptischen Szene, die durch die „schwarzen Vögel mit harten, bohrenden Seelen“ und ihren „dunkelbeutefrohen Ruf“ geprägt ist. Diese Vögel stehen als Metapher für das Böse, das Verhängnis oder die Bedrohung, die über der Welt schwebt. Ihre „schwarzer Scharen fliegendes Fragen“ und das „Zusammenrufen“ deuten auf ein Gefühl der Beunruhigung und der Ungewissheit hin. Die Frage nach dem Sinn des Lebens und der menschlichen Existenz wird aufgeworfen und bleibt unbeantwortet. Das Gedicht ist ein Spiegelbild der menschlichen Erfahrung, die zwischen Freude und Leid, Leben und Tod oszilliert, und lädt den Leser ein, über diese existenziellen Fragen nachzudenken.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.