Glaubt mir!
Glaubt mir! Den Hund ich töte,
Der mir die schöne Kröte
Zu rauben wagen sollte.
Der Ampeln dunkle Röthe
Durchglühet meine Kröte,
Als wenn sie brennen wollte.
Weh′ dem, der mir verböte,
Die wunderbare Kröte
Zu speisen und zu preisen!
O Kröte! Schöne Kröte!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Glaubt mir!“ von Paul Scheerbart ist eine kurze, ungewöhnliche Liebeserklärung und eine subtile Drohung, die durch eine bizarre Bildsprache und einen ungewöhnlichen Fokus auf eine Kröte erzeugt wird. Es wirkt auf den ersten Blick skurril und humorvoll, doch bei genauerer Betrachtung offenbart es eine tiefere Ebene, die von Besessenheit, Schutzbedürfnis und der Überschreitung konventioneller Erwartungen handelt.
Das Gedicht beginnt mit einer klaren Drohung: Der Sprecher will einen Hund töten, der es wagt, die „schöne Kröte“ zu rauben. Dies setzt sofort einen Kontrast zur Erwartungshaltung des Lesers, da die Wahl einer Kröte als Objekt der Liebe und des Schutzes ungewöhnlich ist. Die folgenden Verse beschreiben die Kröte, die von dem roten Licht der „Ampeln“ durchglüht wird, was eine surreale und fast mystische Atmosphäre erzeugt. Dieser bildliche Ausdruck verstärkt die Einzigartigkeit der Beziehung und hebt die Kröte in eine besondere Position. Der Sprecher scheint in seinem Empfinden vollkommen überzeugt von der Schönheit und dem Wert der Kröte zu sein.
Der mittlere Teil des Gedichts verstärkt die bereits erkennbare Besessenheit. Der Sprecher wendet sich direkt gegen jeden, der ihm verbieten würde, die Kröte zu „speisen und zu preisen“. Dies deutet auf eine tiefe Verehrung und vielleicht sogar auf eine exklusive Beziehung hin. Die Verwendung von „speisen“ kann als metaphorische Geste interpretiert werden, welche die tiefe Wertschätzung und Verbundenheit des Sprechers unterstreicht. Dieser Teil des Gedichts zeigt, wie weit der Sprecher bereit ist zu gehen, um seine Kröte zu beschützen und seine Liebe zu beweisen.
Der letzte Vers, der die direkte Ansprache an die „schöne Kröte“ enthält, schließt das Gedicht mit einer intensiven und direkten Liebeserklärung ab. Durch die Verwendung eines Ausrufezeichens wird die Leidenschaft des Sprechers noch deutlicher dargestellt. Scheerbart untergräbt hier die traditionelle Vorstellung von Liebe und Schönheit, indem er eine Kröte in den Mittelpunkt der Verehrung stellt. Das Gedicht ist somit eine subversive Auseinandersetzung mit Konventionen und eine Feier der Individualität und der ungewöhnlichen Formen der Liebe. Es lädt den Leser ein, über die oberflächlichen Erwartungen hinaus in die Tiefe des menschlichen Empfindens zu blicken.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.