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Wir singen dir, Immanuel

Von

Wir singen dir, Immanuel,
du Lebensfürst und Gnadenquell,
du Himmelsblum und Morgenstern,
du Jungfrausohn, Herr aller Herrn.

Wir singen dir in deinem Heer
aus aller Kraft Lob, Preis und Ehr,
daß du, o lang gewünschter Gast,
dich nunmehr eingestellet hast.

Von Anfang, da die Welt gemacht,
hat so manch Herz nach dir gewacht,
dich hat gehofft so lange Jahr
der Väter und Propheten Schar.

„Ach, daß der Herr aus Zion käm
und unsre Bande von uns nähm!
Ach, daß die Hülfe bräch herein,
so würde Jakob fröhlich sein!“

Nun, du bist hier, da liegest du,
hältst in dem Kripplein deine Ruh,
bist klein und machst doch alles groß,
bekleidst die Welt und kommst doch bloß.

Du kehrst in fremder Hausung ein,
und sind doch alle Himmel dein;
du liegst an deiner Mutter Brust
und bist doch selbst der Engel Lust.

Du bist der größte Menschenfreund,
doch sind dir so viel Menschen feind;
Herodes achtet dich für Greul
und bist doch nichts als lauter Heil.

Ich aber, dein geringster Knecht,
ich sag es frei und mein es recht:
ich liebe dich, doch nicht so viel,
als ich dich gerne lieben will.

Der Will ist da, die Kraft ist klein,
doch wird dir nicht zuwider sein
mein armes Herz, und was es kann,
wirst du in Gnaden nehmen an.

Und bin ich gleich der Sünde voll,
hab ich gelebt nicht, wie ich soll:
ei, kommst du doch deswegen her,
daß sich der Sünder zu dir kehr.

So faß ich dich nun ohne Scheu,
du machst mich alles Jammers frei,
du trägst den Zorn, du würgst den Tod,
verkehrst in Freud all Angst und Not.

Du bist mein Haupt, hinwiederum
bin ich dein Glied und Eigentum
und will, so viel dein Geist mir gibt,
stets dienen dir, wie dirs beliebt.

Ich will dein Halleluja hier
mit Freuden singen für und für
und dort in deinem Ehrensaal
solls schallen ohne Zeit und Zahl.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Wir singen dir, Immanuel von Paul Gerhardt

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wir singen dir, Immanuel“ von Paul Gerhardt ist eine innige Lobpreisung und Huldigung an Jesus Christus, dargestellt als Immanuel, was „Gott mit uns“ bedeutet. Das Gedicht zeichnet sich durch eine tiefe Frömmigkeit und eine persönliche Beziehung zum christlichen Glauben aus. Es feiert die Menschwerdung Jesu, seine Ankunft in der Welt und die Erlösung, die er den Gläubigen bringt.

Gerhardt beginnt mit einer feierlichen Anrufung, in der er Jesus als Lebensfürsten, Gnadenquelle und Morgenstern preist. Er unterstreicht damit die göttliche Natur Jesu und die Hoffnung, die von ihm ausgeht. Der Dichter schließt sich in den ersten beiden Strophen dem Chor der Gläubigen an, die Jesus Lob und Ehre zollen. Dies etabliert eine Gemeinschaft des Glaubens und des Lobpreises, in der sich die individuellen Anliegen mit dem gemeinsamen Gebet verbinden. Die folgenden Strophen vertiefen die Verehrung Jesu und reflektieren die Sehnsucht nach seinem Kommen, die seit der Erschaffung der Welt bestand.

Der zentrale Teil des Gedichts, ab der fünften Strophe, konzentriert sich auf die Paradoxien der Menschwerdung Jesu. Er ist zugleich klein und macht alles groß, er ist der Herr des Himmels, doch liegt er in der Krippe. Er ist in fremder Welt, doch alle Himmel gehören ihm. Diese Gegensätze betonen die Demut und die Selbstentäußerung Jesu, aber auch seine göttliche Allmacht und seine umfassende Liebe, die sich in seiner Inkarnation manifestiert. Diese Widersprüche heben die tiefe Bedeutung des Geschehens hervor und laden den Leser ein, über die Natur Christi zu reflektieren.

In den letzten Strophen drückt Gerhardt seine persönliche Beziehung zu Jesus aus. Er gesteht seine eigene Unzulänglichkeit und seine Sündhaftigkeit, erkennt aber gleichzeitig die Gnade und Vergebung Jesu an, die für die Sünder gekommen ist. Die Strophen sind geprägt von Demut und Dankbarkeit. Der Dichter bekennt seine Liebe zu Christus, räumt aber ein, dass er ihn noch nicht so sehr liebt, wie er es gerne täte. Das Gedicht endet mit einem Bekenntnis zum Dienst und einer Verheißung, die Anbetung in Ewigkeit fortzusetzen. Es drückt die Hoffnung auf ewiges Leben in der Gegenwart Christi aus und feiert die Erlösung, die durch ihn erlangt wurde.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.