Vogel im Käfig
Möchte das Vöglein so gerne sich schwingen
Auf zu des Aethers sonnigem Blau,
Ließe so gern seine Lieder erklingen
Über der blühenden, duftenden Au.
Armer Gefang’ner, du hebest die Flügel,
Wie mir die Sehnsucht die Schwingen erhebt,
Möchten wohl Beid‘ über Thäler und Hügel,
Frei, wie die Wolke am Himmel entschwebt.
Aber vergebens das heiße Verlangen –
Sind doch gezwungen zur peinlichen Ruh,
Beide, mein Vögelchen, sind wir gefangen,
Größeren Kerker nur hab‘ ich als du.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Vogel im Käfig“ von Auguste Kurs thematisiert das Gefühl der Gefangenschaft und der unerfüllten Sehnsucht nach Freiheit. Der Sprecher beschreibt das Verlangen eines Vögleins, das in einem Käfig eingesperrt ist und sich nach dem weiten, sonnigen Himmel sehnt, um seine Lieder frei über die blühende Natur erklingen zu lassen. Die Rose des Bildes, in der das Vöglein seine Wünsche äußert, steht als Symbol für das Streben nach einer besseren, freieren Existenz.
Die Metapher des Vogels, der verzweifelt seine Flügel hebt, spiegelt die Sehnsucht des Sprechers wider, der sich ebenso nach Freiheit sehnt. Es entsteht eine Verbindung zwischen dem Vöglein und dem Sprecher, die in ihrem inneren Verlangen nach Entfaltung und Freiheit vereint sind. Diese Parallele wird noch verstärkt durch die Vorstellung, dass beide, der Vogel und der Sprecher, zwar fliegen möchten, jedoch in ihren jeweiligen „Käfigen“ gefangen sind – der Vogel im physischen, der Sprecher im metaphorischen.
Im letzten Abschnitt des Gedichts wird das Gefühl der Gefangenschaft weiter intensiviert, indem der Sprecher eingesteht, dass sein eigener „Kerker“ größer ist als der des Vogels. Dies könnte darauf hindeuten, dass die körperliche Freiheit des Vogels im Vergleich zu den geistigen oder emotionalen Fesseln des Sprechers relativ weniger belastend ist. Der „größere Kerker“ des Sprechers verweist auf eine tiefere, möglicherweise existenzielle Gefangenschaft – eine Freiheitseinschränkung, die nicht nur körperlich, sondern auch geistig oder emotional ist.
Das Gedicht verwendet die Symbolik des Vogels und des Käfigs, um die universelle Erfahrung des Gefangenseins und des Verlangens nach Freiheit darzustellen. Es drückt die traurige Wahrheit aus, dass Freiheit oft nur eine unerreichbare Sehnsucht bleibt, selbst wenn die äußeren Bedingungen zur Flucht einladen würden.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.