Sommergarten
Die Vögel sprangen von den Winden auf den Garten
Und fielen auf die hellen Rasenbeete,
Betäubt vom Duft der blühenden Stakete
Am weißen Haus mit vierzehn Rosenarten.
Die gelben Steige, die den Rasen masern,
Kommst du in Weiß, berieselt von den Winden,
Und deine Augen ,duften noch den Blinden –
ÂDie warmen Blumen an den Nervenfasern.
Freude der Tropen wächst. Im blauen Raum
Zünden die Wolken, leuchtende Phantome.
Und du, in deines Blutes Aura und Arome,
Nimmst Sonne mit – in eine Liebesnacht.
Gleich goldnen Bienen hängt das Licht im Baum,
Das deinen Mund wie eine Frucht benagt.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Sommergarten“ von Paul Boldt entführt den Leser in eine sinnlich-farbenfrohe Welt, die von einer intensiven Naturerfahrung und der Sehnsucht nach Liebe geprägt ist. Es ist ein impressionistisches Gedicht, das durch seine Bilder und Metaphern ein Gefühl von Sommer, Duft und intensiver Begegnung vermittelt. Der Dichter nutzt die Natur als Bühne für die menschliche Erfahrung, wobei die Elemente der Natur mit der Anwesenheit einer geliebten Person verwoben werden.
Das Gedicht beginnt mit einer lebendigen Beschreibung des Gartens, in dem die Vögel wie spielerische Akrobaten die Szenerie beleben. Die „hellen Rasenbeete“ und die „blühende Stakete“ schaffen eine Atmosphäre der Fülle und des Überflusses. Der Duft der Blumen wirkt betäubend und überwältigend, was die Sinneserfahrung des Betrachters verstärkt. Die Ankunft der geliebten Person in Weiß, die „berieselt von den Winden“ ist, fügt dem Bild eine weitere Dimension hinzu. Ihre Anwesenheit wird mit dem Duft der Blumen in Verbindung gebracht, was eine Verschmelzung von Natur und Mensch symbolisiert. Die Verwendung des Wortes „masern“ in Bezug auf die „gelben Steige“ erzeugt ein lebendiges Bild, das die Struktur des Gartens mit dem des menschlichen Körpers verbindet.
Im zweiten Teil des Gedichts intensiviert sich die Atmosphäre der Freude und der Sinnlichkeit. Die „Freude der Tropen wächst“ deutet auf eine Steigerung der Emotionen und der Hitze hin. Der blaue Raum, in dem sich „leuchtende Phantome“ (Wolken) bilden, symbolisiert die Transzendenz und die grenzenlose Weite der Liebe. Die geliebte Person wird als Trägerin von „Blutes Aura und Arome“ beschrieben, was ihre Schönheit und Anziehungskraft hervorhebt. Die Sonne, die sie in sich trägt, wird zum Symbol der Liebe und der Wärme.
Das Gedicht gipfelt in einer Liebesnacht, in der das Licht „gleich goldnen Bienen“ im Baum hängt und den Mund der Geliebten wie eine Frucht benagt. Diese Metapher deutet auf eine intime, fast körperliche Vereinigung hin. Die Bienen, die hier das Licht repräsentieren, verschmelzen mit dem Bild der Natur, was die Bedeutung der Verschmelzung von Natur und Liebe unterstreicht. Der Titel „Sommergarten“ wird durch die Verwendung von Farben, Düften und Bildern, die das sinnliche Erlebnis hervorrufen, voll und ganz eingelöst. Das Gedicht feiert die Liebe als ein Fest der Sinne und der Natur, in dem die menschliche Erfahrung untrennbar mit der Schönheit der Welt verbunden ist.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.