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Nordwind im Sommer

Von

Vom Meere duftend fliegt der Wind ins Land.
Die dunklen Parke flattern in der Brise.
Kleehügel blühen vor dem Duft der Wiese;
Der Himmel steht, sich selber unbekannt,

Ein weißer Fischer in den Roggenmeeren,
Wo Taubenflug aufspritzt, ein Wasserstrahl,
Wo Wolkenschatten rinnen in das Tal,
Fliegende Fische sind — die Roggenähren.

Der Weißklee schmeißt den Junitag zur Seite,
Und manchmal fliegen Reiher um den stummen,
Fischlosen See, auf dem die Bienen summen,
Und nehmen zögernd ihren Flug ins Weite.

Ich galoppiere vor dem Sonnenschein,
Auf weißem Pferde flatternd, Wind geworden,
Und Sonnenfetzen um den Hals, nach Norden.
Ich werde mittags an dem Meere sein.

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Gedicht: Nordwind im Sommer von Paul Boldt

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Nordwind im Sommer“ von Paul Boldt ist eine poetische Naturbetrachtung, die die Frische und Lebendigkeit des Sommers durch die Linse eines erfrischenden Nordwinds einfängt. Es zeichnet sich durch eine Kombination aus sinnlichen Eindrücken, lebhaften Bildern und einer Bewegung, die den Leser durch eine sommerliche Landschaft führt. Die Verse entfalten ein Panorama, in dem der Wind eine zentrale Rolle spielt, als treibende Kraft und als Bote der Meeresbrise, die die Szenerie mit Leben erfüllt.

Die erste Strophe etabliert den thematischen Kern: den Nordwind, der „vom Meere duftend“ ins Land zieht. Die Verwendung von Adjektiven wie „dunklen“ (Parke) und die Beschreibung des „flatterns“ vermitteln Bewegung und Unruhe, die für den Wind charakteristisch sind. Die Erwähnung von blühenden Kleehügeln und der unbekannten Weite des Himmels webt eine Atmosphäre der Sinnlichkeit und Unmittelbarkeit, in der der Leser die Natur fast physisch wahrnehmen kann. Das Bild des Himmels als „weißer Fischer“ in den Feldern deutet auf eine besondere Beobachtungsgabe des Dichters und die spielerische Verwandlung der Szenerie.

Die zweite Strophe intensiviert die Eindrücke. Das „Roggenmeer“ mit seinen „fliegenden Fischen“ (Roggenähren) wird zu einem lebendigen Bild. Die Verwendung von Metaphern und Vergleichen verleiht der Szenerie eine fast surreale Qualität, wobei die flüchtigen Wolkenschatten und der Taubenflug die flüchtige Schönheit des Moments hervorheben. Die Bilder sind detailliert und anschaulich, sodass der Leser die Landschaft vor seinem inneren Auge fast greifen kann.

In der dritten Strophe wird die Atmosphäre ruhiger, aber nicht weniger intensiv. Das „Summen“ der Bienen am „stummen, fischlosen See“ bringt eine zusätzliche Sinneserfahrung ins Spiel und verweist auf die Ruhe und Kontemplation, die der Sommer mit sich bringt. Die Bewegung verlagert sich von der weiten Landschaft auf die scheinbar stille Oberfläche des Sees, bevor die Bienen „zögernd“ in die Weite fliegen. Dies deutet auf eine Sehnsucht nach dem Unbekannten hin, die mit der Sommerstimmung einhergeht. Die letzte Strophe, in der der Dichter „Wind geworden“ gen Norden galoppiert, ist eine kühne Metapher, in der die Trennung von Raum und Person aufgehoben wird, und der Dichter und der Nordwind verschmelzen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.