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Erwartung der Weihnacht

Von

Noch eine Nacht – und aus den Lüften
Herniederströmt das goldne Licht
Der wundersamen Weihnachtsfreude,
Verklärend jedes Ungesicht.
Und wieder klingt die alte Sage:
Wie einst die Lieb′ geboren ward,
Die unbegrenzte Menschenliebe
In einem Kindlein hold und zart.

Nun zieht ein süß erschauernd Ahnen
Durch Höhn und Tiefen, Flur und Feld.
Nun deckt geheimnisvoll ein Schleier
Des trauten Heimes kleine Welt.
Dahinter strahlt′s und lacht′s und flimmert′s
Und ist der süßen Rätsel voll,
Durch alle Räume weht ein Odem
Der Freunde, die da kommen soll.

Und draußen nicken Bäum′ und Büsche
So leis′ winterklarer Luft:
Die Kunde kommt, dass neues Leben
Sich wieder regt in tiefer Gruft.
Es knarrt die Eiche vor dem Fenster,
Sie träumt von langer Zeiten Lauf;
Da steigt wohl auch ein froh′ Erinnern
In ihre Krone still hinauf.

O weilt, ihr jugendschönen Stunden,
Verweile du, der Hoffnung Glück!
Vermöcht′ ich′s nur: mit allen Kräften
Der Seele hielt′ ich dich zurück.
Ihr süßen Träume es Erwartens,
Der Wunder und Gedicht voll,
Ihr seid noch schöner als der Jubel,
die Freude, die da kommen soll.

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Gedicht: Erwartung der Weihnacht von Otto Ernst

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Erwartung der Weihnacht“ von Otto Ernst zelebriert die Vorfreude auf das Weihnachtsfest und die damit verbundenen Hoffnungen und Gefühle. Es beschreibt die Atmosphäre der Erwartung, die sich in der Natur, in den Häusern und in den Herzen der Menschen ausbreitet. Das Gedicht ist in drei Strophen unterteilt, die jeweils unterschiedliche Aspekte dieser Vorfreude beleuchten.

In der ersten Strophe wird die bevorstehende Ankunft des Weihnachtsfestes als ein Ereignis von magischer Bedeutung dargestellt, das „goldnes Licht“ aus den Lüften strömen lässt und „jedes Ungesicht“ verklärt. Die „alte Sage“ der Geburt Jesu wird als Ursprung der „unbegrenzten Menschenliebe“ in den Mittelpunkt gerückt, wodurch die religiöse Bedeutung von Weihnachten betont wird. Die Strophe schafft eine Atmosphäre der Ehrfurcht und der Hoffnung, indem sie die Verwandlung durch das Licht und die Erinnerung an die Geburt der Liebe beschreibt.

Die zweite Strophe vertieft die innere Erfahrung der Vorfreude. Ein „süß erschauernd Ahnen“ durchzieht die Natur und die Häuser, und ein „geheimnisvoll[er] Schleier“ verhüllt die Welt. Hinter diesem Schleier verbirgt sich eine Welt des Lichts und des Lachens, die von „süßen Rätseln“ erfüllt ist. Die „Freunde, die da kommen soll[en]“ suggerieren die Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammenkunft, die oft mit Weihnachten verbunden sind. Die Atmosphäre ist hier geprägt von einem Gefühl der Erwartung, der Spannung und der Geheimnis.

Die dritte Strophe verlagert den Fokus auf die Natur, die sich auf das Weihnachtsfest vorbereitet. Die Bäume und Büsche scheinen die Ankunft des neuen Lebens zu ahnen, das im Frühling wieder aus dem Winterschlaf erwachen wird. Die Personifikation der Eiche, die „von langer Zeiten Lauf“ träumt, verleiht der Szene eine zusätzliche Tiefe und evoziert ein Gefühl der Ewigkeit. Das Gedicht endet mit einem sehnsüchtigen Appell an die „jugendschönen Stunden“ der Erwartung und die „süßen Träume“, die noch wertvoller sind als die eigentliche Freude des Festes. Dies unterstreicht die Bedeutung der Vorfreude als Teil des Weihnachtserlebnisses.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.