1
 Drüben geht die Sonnen scheiden,
 Und der müde Tag entschlief.
 Niederhangen hier die Weiden
 In den Teich,so still, so tief.
Und ich muß mein Liebstes meiden:
 Quill, o Träne, quill hervor!
 Traurig säuseln hier die Weiden,
 Und im Winde bebt das Rohr.
In mein stilles, tiefes Leiden
 Strahlst du, Ferne! hell und mild,
 Wie durch Binsen hier und Weiden
 Strahlt des Abendsternes Bild.
2
 Trübe wird′s, die Wolken jagen,
 Und der Regen niederbricht,
 Und die lauten Winde klagen:
 „Teich, wo ist dein Sternenlicht?“
Suchen den erloschnen Schimmer
 Tief im aufgewühlten See.
 Deine Liebe lächelt nimmer
 Nieder in mein tiefes Weh.
3
 Auf geheimem Waldespfade
 Schleich ich gern im Abendschein
 An das öde Schilfgestade
 Mädchen, und gedenke dein!
Wenn sich dann der Busch verdüstert,
 Rauscht das Rohr geheimnisvoll,
 Und es klaget, und es flüstert,
 Daß ich weinen, weinen soll.
Und ich mein, ich höre wehen
 Leise deiner Stimme Klang
 Und im Weiher untergehen
 Deinen lieblichen Gesang.
4
 Sonnenuntergang;
 Schwarze Wolken ziehn,
 O wie schwül und bang
 Alle Winde fliehn!
Durch den Himmel wild
 Jagen Blitze, bleich;
 Ihr vergänglich Bild
 Wandelt durch den Teich.
Wie gewitterklar
 Mein ich dich zu sehn,
 Und dein langes Haar
 Frei im Sturme wehn!
5
 Auf dem Teich, dem regungslosen,
 Weilt des Mondes holder Glanz,
 Flechtend seine bleichen Rosen
 In des Schilfes grünen Kranz.
Hirsche wandeln dort am Hügel,
 Blicken in die Nacht empor;
 Manchmal regt sich das Geflügel
 Träumerisch im tiefen Rohr.
Weinend muß mein Blick sich senken;
 Durch die tiefste Seele geht
 Mir ein süßes Deingedenken,
 Wie ein stilles Nachtgebet!

