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Herbstgefühl (2)

Von

Der Buchenwald ist herbstlich schon gerötet,
So wie ein Kranker, der sich neigt zum Sterben,
Wenn flüchtig noch sich seine Wangen färben;
Doch Rosen sind′s wobei kein Lied mehr flötet.

Das Bächlein zieht und rieselt, kaum zu hören,
Das Tal hinab, und seine Wellen gleiten,
Wie durch das Sterbgemach die Freunde gleiten,
Den letzten Traum des Lebens nicht zu stören.

Ein trüber Wandrer findet hier Genossen;
Es ist Natur, der auch die Freuden schwanden,
Mit seiner ganzen Schwermut einverstanden,
Er ist in ihre Klagen eingeschlossen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Herbstgefühl (2) von Nikolaus Lenau

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Herbstgefühl (2)“ von Nikolaus Lenau ist eine tiefgründige Reflexion über den Herbst, die den Zyklus von Leben, Verfall und Tod in den Mittelpunkt stellt. Lenau nutzt eindringliche Bilder der Natur, um menschliche Gefühle von Trauer, Verlust und dem nahenden Ende zu veranschaulichen. Die Verwendung des Herbstes als Metapher für das Sterben ist ein zentrales Thema, das durch die gesamte Strophenfolge hindurchklingt.

In der ersten Strophe wird der Buchenwald mit einem „Kranken“ verglichen, dessen Wangen noch einmal flüchtig gefärbt sind, bevor er stirbt. Diese Metapher des Sterbenden, der sich verfärbt, etabliert sofort eine Verbindung zwischen der Natur und menschlichen Erfahrungen des körperlichen Verfalls und des nahenden Todes. Die „Rosen“ werden erwähnt, die keinen Gesang mehr haben, was die vergangene Schönheit und Freude symbolisiert, die im Herbst verblassen. Dieser Auftakt etabliert eine Atmosphäre der Melancholie und des Übergangs, die das gesamte Gedicht prägt.

Die zweite Strophe intensiviert das Gefühl des langsamen Abschieds. Das Bächlein, das „kaum zu hören“ ist, wird mit Freunden verglichen, die durch das Sterbegemach gleiten, um den letzten Traum des Sterbenden nicht zu stören. Dieses Bild verstärkt das Gefühl des Friedens, der Stille und der Akzeptanz des Todes. Die leise Bewegung des Bächleins und der Freunde symbolisiert den sanften Übergang vom Leben zum Tod, wobei der Fokus auf der Würde und dem Respekt vor dem Sterbeprozess liegt.

In der letzten Strophe wird der „trübe Wandrer“ vorgestellt, der in der Natur Genossen findet. Er fühlt sich von der Schwermut der Natur verstanden und in ihre Klagen eingeschlossen. Diese Zeilen verdeutlichen das Thema der Verbundenheit zwischen Mensch und Natur, insbesondere in Zeiten der Trauer und des Verlustes. Der Herbst, mit seiner Melancholie und seinem Verfall, bietet dem Wandrer Trost und eine Möglichkeit, seine eigenen Gefühle von Trauer und Verlust zu teilen. Insgesamt ist das Gedicht eine feinfühlige Auseinandersetzung mit dem Thema des Abschieds und der Vergänglichkeit, die durch die Schönheit der Natur einen tiefen Eindruck hinterlässt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.