Laßt mich! laßt mich! ich will klagen,
Fröhlich sein nicht mehr!
Aboudahab hat geschlagen
Alie und sein Heer.
So ein muntrer kühner Krieger
Wird nicht wieder sein;
Über alles ward er Sieger
Haut´es kurz und klein.
Er verschmähte Wein und Weiber,
Ging nur Kriegesbahn,
Und war für die Zeitungsschreiber
Gar ein lieber Mann.
Jedermann in Syrus saget:
„Schade, daß er fiel“
Und in ganz Ägypten klaget
Mensch und Krokodil.
Klage um Ali Bey
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Klage um Ali Bey“ von Matthias Claudius ist eine elegische Klage über den Tod des Kriegers Ali Bey, die sowohl die Trauer um den Verlust als auch die Bewunderung für den Verstorbenen zum Ausdruck bringt. Der Autor wählt hier eine schlichte, volkstümliche Sprache, die den Schmerz und die Betroffenheit der Trauernden authentisch widerspiegelt. Die Wiederholung von „Laßt mich! laßt mich! ich will klagen“ gleich im ersten Vers verdeutlicht die tiefe Verzweiflung und den Wunsch des Erzählers, seiner Trauer freien Lauf zu lassen.
Die Verse beschreiben Ali Bey als einen tapferen und siegreichen Krieger, der in seinem Leben eine besondere Haltung einnahm. Er war nicht nur ein erfolgreicher Feldherr, sondern auch ein Mann, der sich durch Tugenden wie Askese (Verzicht auf Wein und Weiber) auszeichnete. Diese Betonung der Tugenden, kombiniert mit der Erwähnung, dass er „für die Zeitungsschreiber gar ein lieber Mann“ war, deutet auf eine gewisse Popularität und eine positive öffentliche Wahrnehmung Ali Beys hin. Dadurch wird die Tragik seines Todes noch verstärkt, da ein solcher Mann aus der Welt geschieden ist.
Das Gedicht erzeugt eine universelle Trauer, indem es die Anteilnahme verschiedener Bevölkerungsgruppen, von den Menschen in Syrus bis hin zu den Krokodilen in Ägypten, hervorhebt. Die Einbeziehung von Krokodilen ist dabei eine ungewöhnliche, aber wirkungsvolle Geste, die die allgemeine Betroffenheit über Ali Beys Tod symbolisiert. Diese weit verbreitete Trauer zeigt, wie bedeutend Ali Bey für die Gemeinschaft war und wie tiefgreifend sein Verlust empfunden wurde. Die Verwendung einfacher Reime und einer leicht verständlichen Sprache verstärkt die Emotionalität und lässt das Gedicht für eine breite Leserschaft zugänglich werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Claudius‘ Gedicht eine bewegende Hommage an Ali Bey ist, die durch ihre schlichte Sprache, die Betonung der Tugenden des Verstorbenen und die universelle Trauer eine tiefgreifende Wirkung erzielt. Das Gedicht ist ein Ausdruck von Verlust und Erinnerung und zeugt von der bleibenden Bedeutung von Tapferkeit, Tugend und öffentlicher Anerkennung.
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