Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , ,

Fuchs und Bär

Von

Kam einst ein Fuchs vom Dorfe her,
früh in der Morgenstunde,
und trug ein Huhn im Munde;
und es begegnet’ ihm ein Bär.
„Ah! Guten Morgen, gnädiger Herr!
Ich bringe hier ein Huhn für Sie;
Ihr Gnaden promenieren ziemlich früh,
wo geht die Reise hin?“
„Was heißest du mich gnädig, Vieh!
Wer sagt dir, daß ich’s bin?“
„Sah Dero Zahn, wenn ich es sagen darf,
und Dero Zahn ist lang und scharf.“

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Fuchs und Bär von Matthias Claudius

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Fuchs und Bär“ von Matthias Claudius ist eine kurze, humorvolle Fabel, die in einem Dialog zwischen Fuchs und Bär eine kleine Geschichte erzählt, die auf Täuschung und Eitelkeit basiert. Der Fuchs, der ein gestohlenes Huhn im Maul trägt, trifft auf den Bären und versucht, durch geschickte Gesprächsführung und Schmeichelei seine Haut zu retten. Die Begegnung ist geprägt von der List des Fuchses und der vermeintlichen Naivität des Bären, wobei die wahre Natur der Tiere und ihre Beziehung zueinander auf ironische Weise offengelegt wird.

Der Fuchs beginnt den Dialog mit einer höflichen Anrede, um den Bären zu täuschen und ihn für sich zu gewinnen. Er bietet das Huhn dem Bären an, gibt sich dabei unterwürfig und nutzt Titel wie „gnädiger Herr“ und „Dero Gnaden“, um seine Absichten zu verschleiern. Die Frage nach der „Reise“ des Bären verstärkt den Eindruck der Höflichkeit und dient dazu, die Aufmerksamkeit des Bären abzulenken und ihn zu beschwichtigen. Dies ist ein klassisches Beispiel für die Anwendung von Schmeichelei und Täuschung, um einen Vorteil zu erlangen.

Der Bär hingegen reagiert zunächst verärgert und stellt die Frage nach der Legitimität der Anrede in den Raum. Diese Reaktion deutet auf eine gewisse Arroganz und ein Misstrauen hin, welches jedoch von der geschickten Antwort des Fuchses schnell überwunden wird. Der Fuchs, der die Gunst des Bären gewinnen will, antwortet geschickt und bezieht sich auf die Merkmale des Bären, um ihn zu loben. Durch die Betonung der „Zähne“ und deren Eigenschaften versucht der Fuchs, den Bären zu schmeicheln und ihn von seiner vermeintlichen Großzügigkeit zu überzeugen.

Die Fabel endet offen, ohne dass das Schicksal des Huhns oder die weitere Entwicklung des Gesprächs explizit dargestellt wird. Diese Offenheit lädt den Leser ein, über die Moral der Geschichte nachzudenken. Das Gedicht veranschaulicht auf spielerische Weise die menschlichen Schwächen wie Eitelkeit und die Tendenz, sich von Schmeicheleien verleiten zu lassen. Es zeigt auch die List und das Geschick des Fuchses, der durch seine Worte und sein Verhalten versucht, seine eigenen Interessen zu wahren. Die Einfachheit der Sprache und die Kürze des Gedichts machen die Botschaft umso wirkungsvoller und einprägsamer.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.