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Muß es eine Trennung geben

Von

Muß es eine Trennung geben,
Die das treue Herz zerbricht?
Nein, dies nenne ich nicht leben,
Sterben ist so bitter nicht.

Hör‘ ich eines Schäfers Flöte,
Härme ich mich inniglich,
Seh‘ ich in die Abendröte,
Denk‘ ich brünstiglich an dich.

Gibt es denn kein wahres Lieben?
Muß denn Schmerz und Trennung sein?
Wär‘ ich ungeliebt geblieben,
Hätt‘ ich doch noch Hoffnungsschein.

Aber so muß ich nun klagen:
Wo ist Hoffnung, als das Grab?
Fern muß ich mein Elend tragen,
Heimlich bricht das Herz mir ab.

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Gedicht: Muß es eine Trennung geben von Ludwig Tieck

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Muß es eine Trennung geben“ von Ludwig Tieck ist ein ergreifender Ausdruck von Herzschmerz und Verzweiflung über eine erzwungene Trennung. Der Autor stellt in den vier Strophen eine tiefe innere Zerrissenheit dar, die sich in der Unfähigkeit, das Leben ohne die geliebte Person zu ertragen, manifestiert. Das Gedicht beginnt mit einer direkten Frage, die bereits die zentrale Thematik – die Trennung und ihre Folgen – ankündigt. Der Verlust der Liebe wird hier als so schmerzhaft empfunden, dass der Tod als weniger qualvoll wahrgenommen wird.

Die zweite Strophe vertieft das Gefühl der Trauer, indem sie die Allgegenwart der Erinnerung an die geliebte Person hervorhebt. Die Natur, in Form der Schäferflöte und der Abendröte, wird zum Katalysator der Sehnsucht. Jeder flüchtige Moment und jedes Naturschauspiel löst schmerzhafte Erinnerungen aus und verstärkt die Sehnsucht nach der verlorenen Liebe. Die einfache, melodische Sprache mit ihren klaren Reimen unterstreicht die Aufrichtigkeit und Unmittelbarkeit der Gefühle.

Die dritte Strophe ist ein Höhepunkt der Verzweiflung. Hier wird die Frage nach dem wahren Lieben gestellt, verbunden mit dem Gefühl, dass Schmerz und Trennung unvermeidlich sind. Der Autor reflektiert über die vermeintlich bessere Option, niemals geliebt worden zu sein, da in diesem Fall wenigstens die Hoffnung bestehen würde. Diese Zeilen offenbaren eine tiefe Melancholie und das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das durch die Trennung verursacht wird.

Die abschließende Strophe kulminiert in der resignierten Klage und dem Gefühl des Verlustes. Die Hoffnungslosigkeit findet ihren Ausdruck in der Metapher des Grabes als einzigem Ort der Hoffnung. Die Trennung wird als unerträgliche Last empfunden, die der Autor fern von der geliebten Person tragen muss. Der Schmerz ist so groß, dass er das Herz „heimlich“ zerbricht, was die innere Zerstörung durch die Trennung eindrücklich verdeutlicht. Das Gedicht ist somit ein eindringliches Zeugnis der menschlichen Erfahrung von Trennungsschmerz und Verlust.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.