Gut Holz!
des Verbandes deutscher Kegelsportvereine
Wer hat dich so hoch da droben –
Das Kegelspiel ist schon seit ewigen Zeiten eine kulturelle Macht.
Ursprünglich haben die Götter mit dem Mond nach den Sternen geschoben,
Und erst später haben sie die Erfindung der Holzkugel gemacht.
Nämlich das kam so: Mit dem Holzkopf der Gott –
Wie hieß er doch gleich? jedenfalls war′s kein christlicher –
Der Heilige Geist trieb wieder einmal mit den heiligsten Dingen seinen
unwürdigen Spott,
Bezweifelte sich selbst, die unbefleckte Empfängnis – kurz und gut,
Der betreffende Gott war sprachlos und verlor seinen Kopf.
Aus Versehen schob Zeus mit ihm, und der Holzkopf erwies sich als unverwüstlicher
Denn (bzw. als) der Mond. Vom Holz zum Eisen, von der Holzkugel zur
Kanonenkugel ist nur ein Schritt.
Und dann kam man auch von den Sternen ab und fand es netter,
Von nun an auf lebende Menschen zu schieben (da, wie bekannt, die Götter
den Menschen über alles lieben)
– Und so war der ganze Weltkrieg nur ein Preiskegeln der Götter.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Gut Holz!“ von Klabund, verfasst für den Verband deutscher Kegelsportvereine, präsentiert eine humorvolle und satirische Interpretation der Kegelspiel-Geschichte, die weit über die einfache Sportart hinausgeht. Klabund nutzt eine spielerische Sprache und übertriebene Bilder, um die Ursprünge des Kegelns von der Mythologie bis hin zu den Schrecken des Krieges zu verfolgen. Die Verwendung von Ironie und Übertreibung deutet darauf hin, dass das Gedicht nicht nur unterhaltsam, sondern auch kritisch sein soll.
Klabund beginnt mit der Erschaffung des Kegelns durch die Götter, die anfangs den Mond als Kegel verwendeten. Im Weiteren führt er uns in eine absurde Erzählung ein, in der ein „Holzkopf“ eines Gottes, der seinen Kopf verliert, zum Ursprung der Holzkugel wird. Die Anspielung auf religiöse Themen wie den „Heiligen Geist“ und die „unbefleckte Empfängnis“ dient hier dazu, die heiligen Dinge ins Lächerliche zu ziehen und die Ursprünge des Kegelns in eine parodistische Form zu kleiden. Die Verwendung des Wortes „Holzkopf“ sowohl für den Gott als auch für die Kugel ist ein cleveres Wortspiel, das die Verbindung zwischen dem Göttlichen und dem Alltäglichen herstellt.
Der Übergang von der Holzkugel zur Kanonenkugel und schließlich zum Krieg ist ein besonders bemerkenswerter Schritt. Klabund zieht eine überraschende Parallele zwischen dem harmlosen Kegeln und den verheerenden Auswirkungen des Krieges. Die Götter, die zunächst nur mit dem Mond spielten, beginnen nun, auf Menschen zu „schieben“, was den Krieg als eine Art Preiskegeln der Götter entlarvt. Diese Übertreibung ist ein deutliches Zeichen für die Kritik des Dichters an der Sinnlosigkeit und Grausamkeit des Krieges. Die Zeilen unterstreichen die Absurdität menschlichen Leidens und die Verantwortung, die Götter oder Menschen für solche Ereignisse tragen können.
Insgesamt ist „Gut Holz!“ ein humorvolles und doch tiefgründiges Gedicht, das durch Ironie und Übertreibung eine komplexe Botschaft vermittelt. Klabund nutzt die scheinbar harmlose Sportart des Kegelns, um die Geschichte von Macht, Glauben und Krieg auf eine satirische Weise zu beleuchten. Das Gedicht fordert den Leser auf, über die Bedeutung von Traditionen, Religion und menschlichen Konflikten nachzudenken, indem es diese Elemente mit einer Leichtigkeit und spielerischen Geistigkeit verbindet.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.