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Ad notam

Von

Nachts bis drei Uhr
Im Café wichtig tun und dösen,
Wenn ich eure Fratzen seh,
Wünsch ich mir den Bösen.

Und ihr schnüffelt
Und ihr grunzt mit gefurchten Mienen
Über eure Pseudokunst,
Die der Mond beschienen.

Doch die Kunst lebt nur besonnt,
Läßt sich nicht beriechen,
Und sie zeigt die Hinterfront
Dem Melangeniechen.

Arbeit, Arbeit, still gewagt,
Die Moral vom Liede,
Wenn sie euch auch nicht behagt:
Songez au solide!

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Gedicht: Ad notam von Klabund

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ad notam“ von Klabund ist eine beißende Satire auf die moderne Kunstszene und ihre selbstgefälligen Vertreter. Der Autor nimmt die vermeintliche Wichtigkeit und das oberflächliche Verhalten der im Café versammelten Künstler ins Visier, die bis spät in die Nacht verweilen, um sich in ihrer Scheinwelt zu suhlen. Bereits in der ersten Strophe wird die Verachtung des lyrischen Ichs für diese Szene deutlich, indem es sich in ihrer Gegenwart den Teufel herbeiwünscht – ein Ausdruck des Ekels und der Ablehnung.

In der zweiten Strophe wird der Fokus auf die Kunst selbst gerichtet. Klabund kritisiert die von den Künstlern betriebene „Pseudokunst“, die er als inhaltslos und durch den „Mond beschienen“ charakterisiert – ein Hinweis auf die nächtliche, unwirkliche Atmosphäre, die diese Kunst umgibt. Die Zeile „Und ihr schnüffelt / Und ihr grunzt mit gefurchten Mienen“ deutet auf eine gewisse Geringschätzung der Kunst selbst hin, die hier fast schon animalisch dargestellt wird. Die Kritik zielt auf die fehlende Tiefe und Substanz, die die Kunst der Künstler kennzeichnet.

Die dritte Strophe liefert die Kernbotschaft des Gedichts: Wahre Kunst lebt im Licht der Sonne, also im Gegenwärtigen, und ist nicht durch bloße „Schnüffelei“ zu erfassen. Die Kunst wird hier als etwas Lebendiges und Unfassbares dargestellt, das sich der oberflächlichen Betrachtung und dem oberflächlichen Verständnis entzieht. Die „Hinterfront“ der Kunst, die dem „Melangeniechen“ (einem unsicheren oder sentimentalen Menschen) gezeigt wird, weist auf die Notwendigkeit einer tieferen Auseinandersetzung mit der Kunst hin, die über das bloße äußere Erscheinungsbild hinausgeht.

Die letzte Strophe enthält die Moral des Gedichts, die mit „Arbeit, Arbeit, still gewagt“ beginnt. Klabund betont die Bedeutung von harter Arbeit und Beständigkeit im künstlerischen Schaffen. Die abschließende französische Phrase „Songez au solide!“ (Denkt an das Solide!) unterstreicht diese Botschaft und fordert die Künstler auf, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und die oberflächlichen Trends zu überwinden. Das Gedicht ist somit eine Mahnung an die Künstler, sich nicht von Schein und Selbstgefälligkeit blenden zu lassen, sondern die Arbeit, die Substanz und das Wahre in den Mittelpunkt ihrer Kunst zu stellen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.