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Vorwärts und Rückwärts

Von

Vorwärts! rufen die Lichtbekenner,
Laßt uns Fackeln der Wahrheit sein.
Rückwärts! heulen die Dunkelmänner,
Meidet jeglichen hellen Schein.

Vorwärts gehe stets unser Streben,
Thatendrang ist in uns erwacht.
Rückwärts sichert uns Gut und Leben,
Haltet fest an der alten Nacht.

Vorwärts! rufen die Adler und eilen
Stolzen Fluges zur Sonne hin.
Rückwärts! winzelt die Schaar der Eulen,
Die in die Löcher zurück sich zieh’n.

Vorwärts! mühet euch aufzutischen
Von dem Brode des Lebens nur.
Rückwärts! laßt uns im Trüben fischen,
Sagt, die Gaukelei sei Natur.

Vorwärts! fort mit dem alten Plunder,
Lichtet und ebnet die Geistesbahn. –
Rückwärts! schaffet ein neues Wunder,
Wahn und Dummheit glaubt noch daran.

Vorwärts! Niemand glaubt an Mirakel,
Solche Possen lasset zu Haus.
Rückwärts! machet ein Weltspektakel,
Treibt den Teufel von Neuem aus.

Vorwärts! strebt den Verstand zu lichten,
Arbeitet alle nach einem Plan.
Rückwärts sei unser Trachten und Dichten,
Legt dem Fortschritt Hemmketten an.

Vorwärts! die Geschichte beweist es,
Freiheit sei das edelste Loos.
Rückwärts! nähret den Bauch statt des Geistes,
Und ihr ziehet euch Sklaven groß.

Vorwärts! aber belügen und trügen
Sollen unsere Lippen nie.
Rückwärts! wir werden dennoch siegen,
Es giebt noch gar viel Menschenvieh.

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Gedicht: Vorwärts und Rückwärts von Kathinka Zitz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Vorwärts und Rückwärts“ von Kathinka Zitz ist eine klare Auseinandersetzung mit dem Konflikt zwischen Fortschritt und Rückschritt, zwischen Aufklärung und Obskurantismus, zwischen Freiheit und Knechtschaft. Die Autorin verwendet eine eindrucksvolle Gegenüberstellung, die durch das wiederholte „Vorwärts!“ und „Rückwärts!“ strukturiert wird. Diese Wiederholung, zusammen mit den kontrastierenden Bildern und Ideen, verdeutlicht die polarisierenden Kräfte, die in der Gesellschaft wirken. Die klare Trennung der beiden Positionen ermöglicht eine deutliche Bewertung des Themas und macht die Dringlichkeit der Botschaft der Autorin spürbar.

Das Gedicht bedient sich einer Vielzahl von Bildern und Vergleichen, um die beiden gegensätzlichen Strömungen zu charakterisieren. „Vorwärts“ steht für das Streben nach Wahrheit, nach geistiger Erhebung, nach Freiheit und nach einem aktiven Gestalten des Lebens. Die „Lichtbekenner“, die „Adler“ und diejenigen, die „aufzutischen“ versuchen, sind Vertreter dieser progressiven Kraft. Im Gegensatz dazu wird „Rückwärts“ mit Dunkelheit, Aberglauben, Trägheit und der Unterdrückung des Geistes assoziiert. Die „Dunkelmänner“, die „Eulen“ und diejenigen, die im Trüben fischen, verkörpern die Kräfte des Rückschritts, die sich der Aufklärung widersetzen und die alten, oft veralteten Strukturen bewahren wollen.

Die Verwendung von rhetorischen Mitteln, wie der Antithese und der Metapher, unterstreicht die inhaltliche Gegenüberstellung. Die Worte „Vorwärts“ und „Rückwärts“ sind wie gegensätzliche Leuchttürme, die die Leser durch das Gedicht führen und ihnen helfen, die jeweiligen Positionen zu verstehen. Die Autorin greift dabei tief in die Geschichte ein und bezieht sich auf die Aufklärung und die Französische Revolution, indem sie das Streben nach Freiheit und Wissen hervorhebt. Sie kritisiert diejenigen, die sich weigern, sich weiterzuentwickeln und in veralteten Denkweisen verharren.

In den letzten Strophen spitzt sich die Kritik zu. Zitz prangert die Ablehnung des Fortschritts als eine Form der Selbsttäuschung und der Unterdrückung an. Diejenigen, die „Rückwärts“ agieren, werden als diejenigen dargestellt, die den „Bauch statt des Geistes“ nähren und die Gesellschaft in Knechtschaft halten. Das Gedicht gipfelt in einer Warnung vor der Macht des Aberglaubens und der Ignoranz, die die Gesellschaft spalten und zerstören können. Es ist eine klare Aufforderung an die Leser, sich für den Fortschritt und die Freiheit zu entscheiden und sich nicht von den Kräften des Rückschritts verleiten zu lassen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.