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Der Alpdruck

Von

Das Herz ist wie in Schrauben eingepresset,
Und auf die Brust fällt’s mit gewalt’ger Wucht,
Die Thrän‘ ist glühend, die das Auge nässet,
Der Mensch gebeugt, als wie von Gott verflucht.

Die Leute schleichen mißtrauisch vorüber,
Als traue keiner selbst dem Bruder mehr,
Die Blicke fliegen ängstlich scheu hinüber
Zum Freund, denn Treue leistet nicht Gewähr.

Selbst Gatten sind entzweit ob ihrer Meinung,
Zwisch‘ Kind und Ältern herrschet Ärgerniß –
Denn durch der Herzen lange Liebeseinung
Riß Politik den unheilbaren Riß.

Gar Mancher steht jetzt mit gesunknem Muthe,
Der an dem stillen Grimm zu würgen hat,
Die Blumen riechen nach vergoßnem Blute,
Die schwüle Luft durchsäuselt der Verrath.

Was ist’s, das so auf die Gemüther drücket,
Die sonst so gern der Freude sich geweiht,
Vom sanften Geist der Eintracht still beglücket?
Es ist der Alp, der schwere Alp der Zeit.

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Gedicht: Der Alpdruck von Kathinka Zitz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Alpdruck“ von Kathinka Zitz entwirft ein düsteres Bild der Zerrissenheit und des Leids, das durch gesellschaftliche Umwälzungen und politische Spannungen hervorgerufen wird. Die Metapher des Alpdrucks, der sich auf die Brust legt, steht für die erdrückende Last, die auf den Gemütern lastet. Der erste Vers etabliert ein Gefühl der Beklommenheit und körperlichen Bedrückung, das sich durch das gesamte Gedicht zieht und die seelische Qual widerspiegelt.

Die folgenden Strophen erweitern das Bild und zeigen die Auswirkungen dieser Bedrückung auf zwischenmenschliche Beziehungen. Misstrauen und Entfremdung greifen um sich, Familien werden gespalten, und selbst enge Freundschaften sind durch Misstrauen gefährdet. Die „Politik“, als Ursache dieses Zerwürfnisses genannt, wird hier zum Sinnbild für die Kräfte, die die Eintracht zerstören und einen tiefen Riss in der Gesellschaft erzeugen. Dies unterstreicht die Zerstörungskraft von Ideologien und politischen Konflikten auf das soziale Gefüge.

Der dritte Vers verstärkt das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Die „Blumen riechen nach vergoßnem Blute“, was eine düstere Vorausschau auf Gewalt und Leid andeutet. Der „Verrath“ in der schwülen Luft deutet auf eine Atmosphäre der Geheimhaltung und des Misstrauens hin, in der selbst die engsten Vertrauten zu Feinden werden können. Die Metapher der „schwülen Luft“ verstärkt das Gefühl der Beklemmung und Unbehaglichkeit.

In der abschließenden Strophe wird die Ursache für all dieses Elend enthüllt: Der „Alp“, der schwere Alp der Zeit. Dies ist ein tiefgründiger Abschluss, da er die persönliche Tragödie mit den größeren gesellschaftlichen Kräften verbindet. Die „Freude“, die einst das Leben prägte, ist nun dem Druck der Zeit gewichen. Das Gedicht ist somit eine kluge Beobachtung über die destruktiven Kräfte, die sowohl im menschlichen Herzen als auch in der Gesellschaft am Werk sind, und hinterlässt ein Gefühl von Melancholie und Pessimismus.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.