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„Zum ewigen Frieden“ von Immanuel Kant!

Von

aus Naturursachen drücken, als vielmehr derjenigen, welche die Menschen sich
untereinander selbst anthun, erheitert sich doch das Gemüth durch die Aussicht,
es könne künftighin besser werden; und zwar mit uneigennützigem Wohlwollen,
wenn wir längst im Grabe sein und die Früchte, die wir zum Teil selbst gesät haben,
nicht einernten werden.“

Nie las ein Blick, von Thränen übermannt,
ein Wort wie dieses von Immanuel Kant.

Bei Gott, kein Trost des Himmels übertrifft
die heilige Hoffnung dieser Grabesschrift.

Dies Grab ist ein erhabener Verzicht:
„Mir wird es finster, und es werde Licht!“

Für alles Werden, das am Menschsein krankt,
stirbt der Unsterbliche. Er glaubt und dankt.

Ihm hellt den Abschied von dem dunklen Tag,
daß dir noch einst die Sonne scheinen mag.

Durchs Höllentor des Heute und Hienieden
vertrauend träumt er hin zum ewigen Frieden.

Er sagt es, und die Welt ist wieder wahr,
und Gottes Herz erschließt sich mit „und zwar“.

Urkundlich wird es; nimmt der Glaube Teil,
so widerfährt euch das verheißne Heil.

O rettet aus dem Unheil euch zum Geist,
der euch aus euch die guten Wege weist!

Welch eine Menschheit! Welch ein hehrer Hirt!
Weh dem, den der Entsager nicht beirrt!

Weh, wenn im deutschen Wahn die Welt verschlief
das letzte deutsche Wunder, das sie rief!

Bis an die Sterne reichte einst ein Zwerg.
Sein irdisch Reich war nur ein Königsberg.

Doch über jedes Königs Burg und Wahn
schritt eines Weltalls treuer Untertan.

Sein Wort gebietet über Schwert und macht
und seine Bürgschaft löst aus Schuld und Nacht.

Und seines Herzens heiliger Morgenröte
Blutschande weicht: daß Mensch den Menschen töte.

Im Weltbrand bleibt das Wort ihr eingebrannt:
Zum ewigen Frieden von Immanuel Kant!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: "Zum ewigen Frieden" von Immanuel Kant! von Karl Kraus

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Zum ewigen Frieden“ von Karl Kraus ist eine Hommage an Immanuel Kant und dessen pazifistische Ideale, besonders die Hoffnung auf ewigen Frieden, die in Kants gleichnamiger Schrift zum Ausdruck kommt. Das Gedicht ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Kants Denken, der Sehnsucht nach Frieden und der Kritik an der menschlichen Natur, die immer wieder Kriege und Konflikte hervorbringt. Es ehrt Kant nicht nur als Philosophen, sondern auch als einen Vorreiter des Friedensgedankens.

Kraus verwendet in seinem Gedicht eine ergreifende Sprache, die von tiefer Verehrung und Bewunderung für Kant geprägt ist. Die ersten Strophen beschreiben die ergreifende Wirkung von Kants Worten auf den Betrachter. Die Zeilen „Nie las ein Blick, von Thränen übermannt, / ein Wort wie dieses von Immanuel Kant“ und „Bei Gott, kein Trost des Himmels übertrifft / die heilige Hoffnung dieser Grabesschrift“ verdeutlichen die tiefgreifende emotionale Resonanz, die Kants Ideen auslösen, und die Bedeutung, die Kraus dem Friedensgedanken beimisst. Der Verzicht, der in der Grabesschrift gesehen wird, weist auf die Notwendigkeit hin, eigene Interessen zurückzustellen, um das Wohl der Menschheit zu fördern.

Das Gedicht geht über die reine Würdigung hinaus und wird zu einer leidenschaftlichen Anklage gegen Krieg und Gewalt. Kraus hebt die Idee des ewigen Friedens als eine Hoffnung hervor, die über das irdische Leben hinausreicht. Die Zeile „Durchs Höllentor des Heute und Hienieden / vertrauend träumt er hin zum ewigen Frieden“ drückt die Zuversicht aus, dass trotz der Schrecken der Gegenwart und der menschlichen Geschichte ein friedlicheres Zeitalter möglich ist. Die anschließende Kritik an der deutschen Gesellschaft, insbesondere an deren „deutschem Wahn“, und der Aufruf zur Besinnung auf die Werte Kants, unterstreichen die Aktualität des Friedensgedankens in einer Zeit der Krisen und Konflikte.

Die abschließenden Strophen kulminieren in einem Aufruf zum Handeln. Kraus ermahnt, sich vom „Geist“ leiten zu lassen, der „euch aus euch die guten Wege weist“. Die Metaphern von „Blutschande“ und „Weltbrand“ verdeutlichen die zerstörerische Natur von Krieg und Gewalt. Die Botschaft ist klar: Nur durch die Verwirklichung der Ideale Kants, insbesondere des ewigen Friedens, kann die Menschheit ihr wahres Potenzial entfalten. Das Gedicht endet mit der eindringlichen Feststellung „Zum ewigen Frieden von Immanuel Kant!“, wodurch Kants Bedeutung für das menschliche Streben nach Frieden und Gerechtigkeit hervorgehoben wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.