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Alte Laute

Von

Hörst du den Vogel singen?
Siehst du den Blütenbaum?
Herz! kann dich das nicht bringen
Aus deinem bangen Traum?

Was hör′ ich? Alte Laute
Wehmüt′ger Jünglingsbrust,
Der Zeit, als ich vertraute
Der Welt und ihrer Lust.

Die Tage sind vergangen,
Mich heilt kein Kraut der Flur;
Und aus dem Traum, dem bangen,
Weckt mich ein Engel nur.

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Gedicht: Alte Laute von Justinus Kerner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Alte Laute“ von Justinus Kerner ist eine melancholische Reflexion über die Vergänglichkeit des Lebens und die Sehnsucht nach der Vergangenheit. Es beginnt mit einer Naturbeobachtung, die dazu dient, das trübe Gemüt des lyrischen Ichs aufzuhellen. Die Fragen nach dem Gesang des Vogels und dem Blütenbaum appellieren an die Schönheit der Natur und versuchen, das Herz aus seinem „bangen Traum“ zu befreien. Diese einleitenden Verse deuten auf eine tiefe Traurigkeit und eine gewisse Hoffnungslosigkeit hin.

Der zweite Teil des Gedichts offenbart die Ursache für die melancholische Stimmung: „Alte Laute“, also vergangene Erfahrungen und Erinnerungen, die die „wehmüt’ge Jünglingsbrust“ des Sprechers erfüllen. Diese Verse lassen vermuten, dass der Sprecher eine Zeit erlebt hat, in der er der Welt und ihren Freuden vertraute. Nun, in der Gegenwart, wird diese Vergangenheit als Quelle von Trauer und Sehnsucht empfunden. Das lyrische Ich blickt wehmütig auf die Jugendzeit zurück und erinnert sich an die Erwartungen und Hoffnungen, die nun verblasst sind.

Der dritte und letzte Teil verstärkt das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Die „Tage sind vergangen“, was die Unabänderlichkeit des Lebens und die Unmöglichkeit der Wiederkehr unterstreicht. Das „Kraut der Flur“, also die Natur, kann die Wunden des Herzens nicht heilen. Die einzige Hoffnung auf Befreiung aus dem „bangen Traum“ liegt in der Ankunft eines Engels, was auf eine Sehnsucht nach Erlösung oder einem Trost im Jenseits hindeutet. Dies deutet darauf hin, dass der Sprecher Trost und Frieden erst im Tod finden kann.

Insgesamt ist „Alte Laute“ ein ergreifendes Gedicht über die Vergänglichkeit, die unaufhaltsame Zeit und die Sehnsucht nach der Vergangenheit. Kerner nutzt einfache, aber eindringliche Bilder, um die tiefe Melancholie und die Hoffnungslosigkeit des lyrischen Ichs auszudrücken. Die Natur dient einerseits als Kontrast, da sie die Lebendigkeit und Schönheit repräsentiert, die dem Sprecher entglitten ist, und andererseits als Quelle der Erinnerung und der schmerzhaften Erkenntnis, dass die Vergangenheit nicht wiederhergestellt werden kann. Die Erwähnung des Engels gibt dem Gedicht eine leichte Nuance von Spiritualität und Hoffnung auf Erlösung am Ende des Lebens.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.