Wär′s dunkel…
Wär′s dunkel, ich läg im Walde,
im Walde rauscht′s so sacht,
mit ihrem Sternenmantel
bedeckt mich da die Nacht,
da kommen die Bächlein gegangen:
ob ich schon schlafen tu?
Ich schlaf nicht, ich hör noch lange
den Nachtigallen zu,
wenn die Wipfel über mir schwanken,
es klinget die ganze Nacht,
das sind im Herzen die Gedanken,
die singen, wenn niemand wacht.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Wär’s dunkel…“ von Joseph von Eichendorff entführt den Leser in eine romantische Nachtszenerie, die von Ruhe, Naturverbundenheit und dem Aufwallen innerer Empfindungen geprägt ist. Der erste Teil des Gedichts beschreibt eine idyllische Waldszene, in der der lyrische Sprecher die Dunkelheit als Zufluchtsort sucht. Die sanften Geräusche des Waldes und die schützende Nacht mit ihrem Sternenmantel laden zur Kontemplation ein. Der Wunsch nach Geborgenheit und das Gefühl der Eingebettetheit in die Natur werden durch diese einladenden Bilder vermittelt, die eine friedvolle Atmosphäre schaffen.
Der zweite Teil des Gedichts, eingeleitet durch die Zeile „Ich schlaf nicht, ich hör noch lange“, offenbart eine tiefere Ebene der Reflexion. Der lyrische Sprecher ist nicht in tiefem Schlaf, sondern nimmt die Nacht aktiv wahr. Er lauscht dem Gesang der Nachtigallen und lässt sich von den Bewegungen der Wipfel wiegen. Die „Gedanken“, die im Herzen des Sprechers wohnen, werden hier metaphorisch als „Singen“ bezeichnet, was die innere Welt mit der äußeren Natur verbindet. Diese Gedanken scheinen in der Stille der Nacht und in der Abwesenheit äußerer Einflüsse besonders lebendig zu werden, wobei ihre Melodien eine Quelle der Inspiration und des Ausdrucks darstellen.
Eichendorff nutzt hier die Nacht und die Natur als Spiegel der menschlichen Seele. Die Dunkelheit, die Bäume und die Nachtigallen dienen als Kulisse für die innere Einkehr und die Entfaltung der Gefühle. Der Kontrast zwischen dem ruhigen, äußeren Geschehen und der lebendigen, inneren Welt der Gedanken unterstreicht die Vorstellung, dass Momente der Stille und der Abgeschiedenheit entscheidend sind, um die eigenen Emotionen und Gedanken zu erfassen und zu verstehen. Das Gedicht feiert die Romantik und die Möglichkeit, in der Natur Trost und Inspiration zu finden.
Die Einfachheit der Sprache und die sanften Reime verstärken die entspannte Atmosphäre und laden den Leser ein, in die Szene einzutauchen. Die Frage der Bächlein, ob der Sprecher schon schlafe, ist ein subtiles Beispiel für die belebte Natur, die mit dem lyrischen Ich kommuniziert. Eichendorffs Gedicht ist somit eine Hommage an die Schönheit der Natur und die Bedeutung des inneren Lebens, das in der Stille der Nacht und der Verbundenheit mit der Natur zur vollen Entfaltung gelangt.
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Lizenz und Verwendung
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