An die Waldvögel
Könnt mich auch sonst mit schwingen
Übers grüne Revier,
Hatt ein Herze zum Singen
Und Flügel wie ihr.
Flog über die Felder,
Da blüht′ es wie Schnee,
Und herauf durch die Wälder
Spiegelt′ die See.
Ein Schiff sah ich gehen
Fort über das Meer,
Meinen Liebsten drin stehen –
Dacht meiner nicht mehr.
Und die Segel verzogen,
Und es dämmert′ das Feld,
Und ich hab mich verflogen
In der weiten, weiten Welt.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „An die Waldvögel“ von Joseph von Eichendorff ist ein lyrisches Ich-Gedicht, das von Sehnsucht, Enttäuschung und der Weite der Welt handelt. Die Interpretation konzentriert sich auf die Entwicklung der Emotionen und die Bildsprache, die das Gedicht auszeichnen. Das lyrische Ich beginnt mit dem Wunsch, wie die Waldvögel zu sein, die Freiheit des Fliegens und die Fähigkeit zu singen zu teilen. Dieser Wunsch nach Freiheit und Unbeschwertheit wird durch die Erwähnung eines „Herze[ns] zum Singen“ und „Flügel[n] wie ihr“ ausgedrückt, was auf eine tiefe Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Naturverbundenheit hindeutet.
Der zweite Teil des Gedichts beschreibt eine Naturidylle, in der die Welt in leuchtenden Farben und Spiegelungen dargestellt wird. Die „Felder“ blühen wie „Schnee“, und die „See“ spiegelt sich durch die „Wälder“. Diese detaillierte Beschreibung der Natur dient nicht nur dazu, eine wunderschöne Landschaft zu malen, sondern auch als Hintergrund für die kommende Enttäuschung. Die Natur wird hier als Ort der Schönheit und des Glücks dargestellt, der im Kontrast zu den späteren Erfahrungen des lyrischen Ichs steht. Die Beschreibung der Natur ist idyllisch und verspricht ein Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit.
Die Wendung kommt mit der Erwähnung eines Schiffes, auf dem der „Liebste“ des lyrischen Ichs steht. Der Anblick des Liebsten, der sich von ihm entfernt, führt zu Schmerz und dem Gefühl der Zurückweisung, da er „dacht meiner nicht mehr“. Die Erwähnung des Liebsten und seine Abwesenheit markieren den Höhepunkt der Enttäuschung. Die See, die zuvor eine spiegelnde Schönheit darstellte, wird nun zum Symbol der Trennung und der Entfernung.
Das Gedicht endet mit der Verzweiflung des lyrischen Ichs, die durch das „Verfliegen“ in der „weiten, weiten Welt“ ausgedrückt wird. Die „Segel“ werden „verzogen“, was das Ende der Hoffnung und des Glücks signalisiert. Das „Dämmern“ des Feldes und die Weite der Welt verstärken das Gefühl der Einsamkeit und des Verlustes. Die weite Welt wird zum Symbol für die grenzenlose Einsamkeit und das Verlorensein, die das lyrische Ich nach dem Verlust des Liebsten empfindet. Das Gedicht ist ein Zeugnis von ungestillter Sehnsucht, Liebeskummer und der Erfahrung von Einsamkeit in der unendlichen Weite der Welt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.