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Adler

Von

Steig nur, Sonne,
Auf die Höhn!
Schauer wehn,
Und die Erde bebt vor Wonne.

Kühn nach oben
Greift aus Nacht
Waldespracht,
Noch von Träumen kühl durchwoben.

Und vom hohen
Felsaltar
Stürzt der Aar
Und versinkt in Morgenlohen.

Frischer Morgen!
Frisches Herz,
Himmelwärts!
Laß den Schlaf nun, laß die Sorgen!

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Gedicht: Adler von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Adler“ von Joseph von Eichendorff entfaltet eine Szene von Aufbruch und Erneuerung, die durch die Naturbilder der Sonne, der Erde und des Adlers vermittelt wird. Es ist eine Hymne an den Morgen und die damit verbundene Lebensfreude, die sich in der Bewegung des Adlers und der Aufbruchstimmung manifestiert. Die Natur wird hier nicht nur als Kulisse, sondern als aktiver Teilnehmer des Geschehens dargestellt, was die Intensität und das Erleben des lyrischen Ichs verstärkt.

Die ersten beiden Strophen beschreiben den Beginn eines neuen Tages und die damit einhergehende Erregung der Natur. Die Sonne steigt auf und die Erde erwacht zu neuem Leben, was durch Begriffe wie „Schauer wehn“ und „bebt vor Wonne“ ausgedrückt wird. Das junge Grün des Waldes „greift aus Nacht“, was die kraftvolle Erneuerung und das Streben nach oben symbolisiert. Hier wird die Natur als ein lebendiges Wesen dargestellt, das sich in einem Zustand der Freude und des Aufbruchs befindet. Der Adler dient als Verkörperung dieses Aufbruchs, indem er vom Felsaltar ins Morgenrot stürzt.

Die dritte Strophe bringt das zentrale Bild des Gedichts: den Sturz des Adlers. Der „Aar“, ein Synonym für den Adler, stürzt vom „Felsaltar“ in die „Morgenlohen“. Dieses Bild kann als ein Akt der Hingabe und des Eintauchens in das neue Leben interpretiert werden. Der Adler ist nicht nur ein Beobachter, sondern ein aktiver Teilnehmer des morgendlichen Erwachens, der sich in die Farben des Morgens stürzt. Es ist ein Moment der Freiheit und des Abschieds von der Nacht, der durch die Bewegung des Adlers und die leuchtenden Farben des Himmels visualisiert wird.

In der letzten Strophe wird die Botschaft des Gedichts zusammengefasst. Der „frische Morgen“ und das „frische Herz“ sind eng miteinander verbunden. Das lyrische Ich ermutigt sich selbst, „himmelwärts“ zu streben und „den Schlaf“ und „die Sorgen“ hinter sich zu lassen. Diese Aufforderung spiegelt die zentrale Thematik des Gedichts wider: die Annahme des neuen Tages und die Bereitschaft, das Leben in all seinen Facetten zu begrüßen. Es ist eine Einladung zur Befreiung von der Last der Vergangenheit und zur Hinwendung zu einer hoffnungsvollen Zukunft.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.