Wenn ich, liebe Lili, dich nicht liebte,
Welche Wonne gäb′ mir dieser Blick!
Und doch, wenn ich, Lili, dich nicht liebte,
Fänd′ ich hier und fänd′ ich dort mein Glück?
Vom Berge
Mehr zu diesem Gedicht
Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Vom Berge“ von Johann Wolfgang von Goethe ist eine kurze, aber tiefgründige Reflexion über die Natur der Liebe und ihre Verbindung zum Glücksempfinden. Das Gedicht ist als Dialog aufgebaut, der die Zerrissenheit des lyrischen Ichs zwischen dem Genuss der Schönheit der Natur und der Abhängigkeit vom Gefühl der Liebe zur Geliebten, Lili, offenbart.
Die ersten beiden Zeilen drücken die ambivalente Haltung des Sprechers aus. Die Formulierung „Welche Wonne gäb′ mir dieser Blick!“ deutet auf die Freude hin, die er an der Betrachtung der Natur empfinden würde, wäre er nicht von Liebe gefesselt. Die Liebe scheint also einen Teil der Fähigkeit zu verstellen, die Schönheit der Welt ungetrübt zu genießen. Die Natur wird hier als Quelle des Genusses dargestellt, die dem Liebenden in seiner aktuellen Situation jedoch verwehrt zu sein scheint. Der Blick, der im Gedicht angesprochen wird, könnte sich sowohl auf die natürliche Umgebung als auch auf die Geliebte selbst beziehen, was die Verbindung zwischen Liebe und dem Wahrnehmen der Welt weiter unterstreicht.
Die zweite Hälfte des Gedichts, beginnend mit „Und doch, wenn ich, Lili, dich nicht liebte,“, wirft eine entscheidende Frage auf: Wäre das Glück des Sprechers ohne die Liebe überhaupt möglich? Die Formulierung „Fänd′ ich hier und fänd′ ich dort mein Glück?“ deutet auf die grundsätzliche Zweifel des lyrischen Ichs. Die Abhängigkeit von der Liebe, die zunächst als Einschränkung wahrgenommen wird, wird nun als möglicherweise essentiell für das eigene Glück in Frage gestellt. Die wiederholte Verwendung des Namens „Lili“ verstärkt die Intimität und die Bedeutung, die die Geliebte im Leben des Sprechers einnimmt.
Goethes Gedicht zeichnet sich durch seine Einfachheit und Direktheit aus. Die klaren, prägnanten Fragen und die Verwendung von Reimen verleihen dem Gedicht eine besondere musikalische Qualität und erleichtern das Verständnis der komplexen Emotionen, die es vermittelt. Es ist ein Beispiel für die romantische Auseinandersetzung mit der Liebe, die hier als eine Quelle sowohl des Leidens als auch der Erfüllung dargestellt wird. Das Gedicht hinterlässt den Leser mit der Einsicht, dass Liebe und Glück untrennbar miteinander verbunden sein können, auch wenn die Liebe manchmal Hindernisse mit sich bringt.
Weitere Informationen
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.
