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Sein und Werden

Von

Jeder möchte etwas sein,
aber keiner möchte etwas werden.

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Gedicht: Sein und Werden von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Sein und Werden“ von Johann Wolfgang von Goethe ist eine kurze, prägnante Aussage, die sich mit der menschlichen Natur und dem Gegensatz zwischen einem statischen „Sein“ und dem dynamischen Prozess des „Werdens“ auseinandersetzt. Es handelt sich um eine Beobachtung, die auf scheinbar einfache Weise eine tiefgreifende Wahrheit offenbart. Der Autor wirft einen Blick auf die menschliche Sehnsucht nach Identität und definiert dabei das Streben nach dem Momentanen, dem fertigen Zustand, gegen die Anstrengung und den Fortschritt, die mit dem Werden verbunden sind.

Die beiden Verse bilden eine klare Dichotomie. Der erste Vers, „Jeder möchte etwas sein“, spricht die allgemeine menschliche Sehnsucht nach einer festen Identität, nach einem definierten Status oder einer bestimmten Rolle an. Diese Sehnsucht kann als Ausdruck des Wunsches nach Sicherheit, Beständigkeit und Selbstverwirklichung verstanden werden. Jeder möchte sich als etwas definieren, als jemand, der bereits einen bestimmten Zustand erreicht hat. Der zweite Vers, „aber keiner möchte etwas werden“, stellt dem das gegensätzliche Verhalten gegenüber. Hier wird der Widerwille gegen den Prozess des Werdens, gegen die Anstrengung und die Entwicklung, die mit dem Werden einhergehen, zum Ausdruck gebracht.

Goethe legt mit diesen Versen nahe, dass viele Menschen die Mühen und die Verantwortung scheuen, die mit dem Streben nach persönlichem Wachstum und Veränderung verbunden sind. Das Werden erfordert Anstrengung, Zeit und oftmals auch die Überwindung von Hindernissen. Es impliziert eine ständige Bewegung, ein Sich-Verändern und Weiterentwickeln, was für viele Menschen unbequem oder sogar beängstigend sein kann. Die Bequemlichkeit des „Seins“, des Zustandes, in dem man bereits etwas ist, scheint verlockender zu sein als der anstrengende Weg des Werdens.

In seiner Einfachheit liegt die Stärke des Gedichts. Goethe regt den Leser dazu an, über seine eigenen Wünsche und Ziele nachzudenken und zu hinterfragen, ob er sich mehr auf das „Sein“ oder auf das „Werden“ konzentriert. Die klare Struktur und der prägnante Stil machen das Gedicht zu einem zeitlosen Appell an die menschliche Selbstreflexion und die Auseinandersetzung mit den eigenen Lebensentwürfen. Es ist eine Aufforderung, die eigene Komfortzone zu verlassen und sich dem stetigen Wandel und der Entwicklung zu stellen, die das Leben mit sich bringt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.