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Die schöne Nacht

Von

Nun verlaß′ ich diese Hütte,
Meiner Liebsten Aufenthalt,
Wandle mit verhülltem Schritte
Durch den öden, finstern Wald:
Luna bricht durch Busch und Eichen,
Zephyr meldet ihren Lauf,
Und die Birken streun′ mit Neigen
Ihr den süßten Weihrauch auf.

Wie ergötz′ ich mich im Kühlen
Dieser schönen Sommernacht!
O wie still ist hier zu fühlen,
Was die Seele glücklich macht!
Läßt sich kaum die Wonne fassen,
Und doch wollt ich, Himmel, dir
Tausend solcher Nächte lassen,
Gäb mein Mädchen eine mir.

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Gedicht: Die schöne Nacht von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die schöne Nacht“ von Johann Wolfgang von Goethe beschreibt eine stimmungsvolle Sommernacht und die Sehnsucht nach der geliebten Person. Es beginnt mit dem Abschied des lyrischen Ichs von der Hütte, in der sich die Geliebte befindet, und dem Gang durch einen dunklen Wald. Die Natur wird hier lebendig dargestellt: Der Mond bricht durch die Bäume, der Westwind kündigt sein Erscheinen an und die Birken verneigen sich ehrerbietig. Diese Personifizierung der Natur verleiht dem Gedicht eine romantische Atmosphäre und unterstreicht die Schönheit der Nacht.

Im zweiten Teil des Gedichts wechselt der Fokus auf die sinnliche Erfahrung des lyrischen Ichs. Es genießt die Kühle der Nacht und die Stille, die ein Gefühl von Glück und Geborgenheit auslöst. Die Natur wird als Spiegelbild der eigenen Seele wahrgenommen. Die Zeilen „O wie still ist hier zu fühlen, / Was die Seele glücklich macht!“ offenbaren eine tiefe Verbundenheit mit der Umgebung und eine Sehnsucht nach innerem Frieden. Die Unfassbarkeit der Freude wird durch die Worte „Läßt sich kaum die Wonne fassen“ ausgedrückt, was die Intensität der Empfindung verdeutlicht.

Der letzte Abschnitt des Gedichts kulminiert in einem Liebesgeständnis. Trotz der Schönheit und des Genusses der Nacht wird der Wunsch nach der Geliebten zur alles bestimmenden Sehnsucht. Der Sprecher wäre bereit, tausend solcher Nächte herzugeben, wenn er dafür die Gunst seines Mädchens erlangen könnte. Dies unterstreicht die zentrale Bedeutung der Liebe im Leben des lyrischen Ichs und verdeutlicht, dass die Naturerfahrung ohne die Anwesenheit der Geliebten unvollkommen bleibt. Die Natur dient somit als Rahmen für die Sehnsucht nach der menschlichen Nähe.

Das Gedicht ist ein schönes Beispiel für die Romantik, die die Schönheit der Natur mit der menschlichen Sehnsucht und Liebe verbindet. Goethes Verwendung von Bildern und die sanfte, melancholische Sprache schaffen eine Atmosphäre, die den Leser in die Gefühlswelt des lyrischen Ichs eintauchen lässt. Die einfache Struktur und die klaren Bilder tragen dazu bei, dass die Botschaft des Gedichts direkt und verständlich wird. Das Gedicht zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass die wahre Erfüllung im Leben oft in der menschlichen Verbindung und Liebe zu finden ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.