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Dämmrung senkte sich von oben

Von

Dämmrung senkte sich von oben,
Schon ist alle Nähe fern;
Doch zuerst emporgehoben
Holden Lichts der Abendstern!
Alles schwankt ins Ungewisse,
Nebel schleichen in die Höh;
Schwarzvertiefte Finsternisse
Widerspiegelnd ruht der See.

Nun im östlichen Bereiche
Ahn ich Mondenglanz und -glut,
Schlanker Weiden Haargezweige
Scherzen auf der nächsten Flut.
Durch bewegter Schatten Spiele
Zittert Lunas Zauberschein,
Und durchs Auge schleicht die Kühle
Sänftigend ins Herz hinein.

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Gedicht: Dämmrung senkte sich von oben von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Dämmrung senkte sich von oben“ von Johann Wolfgang von Goethe beschreibt eine stimmungsvolle Abenddämmerung und die beginnende Nacht, wobei die Übergänge von Licht und Schatten, von Nähe und Ferne, besonders betont werden. Die sprachliche Gestaltung ist geprägt von einer klaren Bildsprache und einer melodischen Anordnung, die dazu beiträgt, die Atmosphäre der Szene einzufangen. Der Dichter nutzt dabei eine Reihe von Metaphern und Vergleichen, um die Veränderungen in der Natur zu visualisieren und die damit einhergehende Gefühlswelt des Betrachters widerzuspiegeln.

Die ersten vier Verse etablieren die Ausgangssituation: Die Dämmerung senkt sich herab, die Welt entfernt sich und der Abendstern wird sichtbar. Dieser Anblick von Licht, das über das Dunkel hinaus ragt, steht symbolisch für Hoffnung und Schönheit inmitten des herannahenden Chaos. Die folgenden Verse setzen diesen Kontrast fort, indem sie die fortschreitende Dunkelheit und die Ungewissheit der Nacht beschreiben. Nebel steigen auf, die See spiegelt die „Schwarzvertiefte Finsternisse“, was eine Atmosphäre der Ruhe und des Geheimnisses schafft. Die Natur wird zu einer Leinwand, auf der Licht und Schatten ein komplexes Spiel spielen.

In der zweiten Strophe verlagert sich der Fokus auf den Osten, wo der Mond aufsteigt und die Nacht ihr volles Potenzial entfaltet. Der „Mondenglanz und -glut“ wird durch das Spiel von Licht und Schatten in den Weiden und auf der Flut lebendig dargestellt. Die Beschreibung der „schlanken Weiden Haargezweige“ die „scherzen“ erzeugt eine leichtfüßige, fast spielerische Atmosphäre. Das lyrische Ich scheint die sich verändernde Szene zu beobachten und sich von der Ruhe und Schönheit, die von Mondlicht und Schatten ausgehen, berühren zu lassen.

Das Gedicht endet mit der Beschreibung des Mondscheins, der durch die „bewegter Schatten Spiele“ schimmert und durch das Auge in das Herz des Betrachters dringt. Dieser letzte Vers betont die beruhigende Wirkung der Natur, die das Innere des Menschen erreicht und besänftigt. Goethe evoziert hier eine harmonische Einheit zwischen Natur und menschlicher Seele, in der die Schönheit der Landschaft die Emotionen des Betrachters berührt und einen Zustand inneren Friedens erzeugt. Das Gedicht ist somit eine Reflexion über die Schönheit der Natur und die transformative Kraft der Dämmerung.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.