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Am Flusse

Von

Verfließet, vielgeliebte Lieder,
Zum Meere der Vergessenheit!
Kein Knabe sing′ entzückt euch wieder,
Kein Mädchen in der Blütenzeit.

Ihr sanget nur von meiner Lieben;
Nun spricht sie meiner Treue Hohn.
Ihr wart in′s Wasser eingeschrieben;
So fließt denn auch mit ihm davon!

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Gedicht: Am Flusse von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Am Flusse“ von Johann Wolfgang von Goethe ist eine kurze, melancholische Klage über den Verlust der Liebe und die damit einhergehende Auflösung von Erinnerungen und Gefühlen. Der Sprecher wendet sich direkt an seine „vielgeliebten Lieder“, also die Gedichte und Gesänge, die einst seine Liebe besangen. Er fordert sie auf, in den „Meere der Vergessenheit“ zu verschwinden, was die Intensität der Trauer und des Schmerzes über das Ende der Beziehung verdeutlicht.

Die ersten vier Zeilen beschreiben die Unwiederbringlichkeit der einstigen Freude. Es wird betont, dass niemand mehr diese Lieder singen wird, weder ein „Knabe“ noch ein „Mädchen“. Diese Zeilen vermitteln ein Gefühl der Einsamkeit und des Verlustes der Unschuld und der jugendlichen Begeisterung, die einst mit der Liebe verbunden waren. Die verwendeten Bilder von „Knabe“ und „Mädchen“ in der „Blütenzeit“ unterstreichen die Vorstellung von Jugend, Schönheit und Hoffnung, die nun vergangen sind.

In den folgenden vier Zeilen erklärt der Sprecher den Grund für seine Forderung nach Vergessenheit. Die Lieder sangen einst von seiner Liebe, doch nun wird seine Treue verspottet. Der Sprecher fühlt sich verraten und enttäuscht von der Person, die er einst liebte. Die Metapher, dass die Lieder „in’s Wasser eingeschrieben“ waren, verbindet die Worte mit der flüchtigen Natur des Wassers, was die Idee des Vergessens und des Auflösens in der Natur unterstützt. Die Lieder sollen nun mit dem Fluss davonfließen und damit für immer verschwinden.

Das Gedicht ist ein Ausdruck von tiefem Schmerz und der Unfähigkeit, mit dem Verlust der Liebe umzugehen. Die direkte Ansprache an die Lieder verleiht dem Gedicht eine intime und persönliche Note. Die einfachen, aber eindringlichen Worte erzeugen eine Atmosphäre der Melancholie und des Abschieds. Goethes Fähigkeit, mit wenigen Worten ein tiefes Gefühl der Trauer und des Verrats zu vermitteln, macht dieses Gedicht zu einem ergreifenden Beispiel für die deutsche Lyrik der Empfindsamkeit und des Sturm und Drang, die den Ausdruck persönlicher Emotionen in den Vordergrund stellten.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.