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Happy Christmas

Von

Happy Christmas, dear old Un!
Will Dir wer was Böses thun,
Drücke kalten Blutes
Beide Augen zu.
Tu dann dafür doppelt Gutes
Deinem Kuttel Daddeldu.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Happy Christmas von Joachim Ringelnatz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Happy Christmas“ von Joachim Ringelnatz ist eine augenzwinkernde, humorvolle Betrachtung der Weihnachtsbotschaft, die weit entfernt von der traditionellen Pathos- und Friedensverkündigung ist. Es überrascht mit seiner simplen Struktur und dem ungewöhnlichen Fokus auf die Selbstfürsorge und die Zuwendung zu einer seltsamen Figur namens „Kuttel Daddeldu“. Der Titel deutet zwar auf ein weihnachtliches Thema hin, die eigentliche Botschaft aber ist von einer eher pragmatischen und egozentrischen Haltung geprägt.

Die ersten beiden Zeilen des Gedichts beinhalten eine Aufforderung, die auf eine gewisse Resignation gegenüber negativen Einflüssen hindeutet. Der „dear old Un“ (vermutlich eine Verkürzung von „Onkel“) soll, falls ihm jemand Böses antun will, einfach die Augen schließen. Diese scheinbar simple Lösung, die fast schon passiv-aggressiv wirkt, steht im krassen Gegensatz zur erwarteten Reaktion von Nächstenliebe oder Kampfgeist. Die „kalte“ Natur des Blutes deutet dabei auf eine gewisse Distanziertheit und eine bewusste Abwendung von der Konfliktsituation hin.

Die Pointe des Gedichts liegt in den letzten beiden Zeilen. Hier wird die Handlung gekippt und die Aufmerksamkeit auf „Kuttel Daddeldu“ gelenkt, eine Figur, die typisch für Ringelnatz‘ skurrile und oftmals absurde Welt ist. Anstatt sich für andere einzusetzen oder eine moralische Lehre zu präsentieren, lautet die Empfehlung, „doppelt Gutes“ für diese sonderbare Gestalt zu tun. Diese überraschende Wendung unterstreicht den humorvollen Charakter des Gedichts und die Fähigkeit des Autors, Erwartungen zu unterlaufen.

Ringelnatz nutzt hier also die weihnachtliche Thematik, um eine anti-pathetische Botschaft zu vermitteln. Statt der üblichen Ideale von Nächstenliebe und Frieden wird die eigene, subjektive Welt in den Vordergrund gerückt. Der Text kann als eine Persiflage auf die konventionelle Weihnachtslyrik interpretiert werden, die durch ihren trockenen Humor und die seltsame Figur des „Kuttel Daddeldu“ einen ungewöhnlichen, aber charmanten Charme entfaltet. Das Gedicht fordert den Leser heraus, über die Botschaft und die Absurdität des Lebens nachzudenken, eingebettet in eine scheinbar harmlose Weihnachtsbotschaft.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.