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Die Ersten

Von

Die Ersten sinds, sie sind im besten Zug
Vom willenlosen Haufen sich zu lösen.
Erkennend eitel Schimmer, seichten Trug
Der großen Reden abgenutzte Blößen,
Klangvolle Phrasen, ein vereinter Schwall
Der überflutet Erdehöhen und Täler,
Allüberall der gleiche Wiederhall,
Der gleiche Köder und der gleiche Wähler.
Wohl wächst der Massen Schrei nach Glück und Brot
Doch übertönt er nicht die Worte der Vertreter,
Es fallen Opfer tiefster Seelennot,
Die Masse fällt dem Zeichen der Verräter.
So lausch ich freudig, wenn mit wildem Schrei
Die Brust erfüllt von froher Zukunft ahnen
Sich einer ringt vom Heerdentaumel frei
Kraftvoll empor auf selbstgewollten Bahnen.

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Gedicht: Die Ersten von Hugo Ball

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Ersten“ von Hugo Ball ist eine kritische Betrachtung der Gesellschaft und ein Plädoyer für Individualität und Unabhängigkeit. Es beschreibt den Ausbruch aus der Masse, die Erkennung der Leere von Phrasen und Versprechungen und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft durch selbstbestimmtes Handeln. Der Autor wendet sich an die „Ersten“, die den Mut aufbringen, sich von der gleichgeschalteten Masse zu lösen und einen eigenen Weg zu gehen.

Das Gedicht beginnt mit der Feststellung, dass die „Ersten“ im „besten Zug“ sind, also kurz davor stehen, sich von der „willenlosen Haufen“ zu distanzieren. Ball kritisiert die „eitel Schimmer, seichten Trug“ der „großen Reden“ und die „abgenutzte Blößen“ von Phrasen. Er beklagt den gleichförmigen „Schwall“, der die Welt überflutet, und die allgegenwärtige „Köder“ und „Wähler“, die das Volk in die Irre führen. Dieser Abschnitt zeichnet ein Bild von politischer oder gesellschaftlicher Manipulation, in der leere Versprechungen und scheinbare Angebote die Menschen in die Irre führen. Die Betonung auf „Wiederhall“, „Köder“ und „Wähler“ deutet auf die Mechanismen der Propaganda und der Massenbeeinflussung hin.

Im zweiten Teil des Gedichts wird die soziale Ungerechtigkeit thematisiert. Das Gedicht beschreibt, dass der „Massen Schrei nach Glück und Brot“ von den „Vertretern“ übertönt wird. Die „Opfer tiefster Seelennot“ fallen dem „Zeichen der Verräter“ zum Opfer. Hier wird eine kritische Haltung gegenüber den politischen Eliten und deren Umgang mit den Bedürfnissen und Leiden des Volkes deutlich. Der Autor stellt das Überleben der Opfer von politischen Entscheidungen heraus und deutet an, dass die Masse von den „Verrätern“ manipuliert und ausgebeutet wird.

Die letzten Strophen drücken die Hoffnung auf eine positive Veränderung aus. Der Autor lauscht „freudig“, wenn sich Einzelne „vom Heerdentaumel frei“ ringen und „kraftvoll empor“ steigen. Dieses Aufbegehren ist eine Reaktion auf die vorher beschriebene negative Gesellschaft und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die Betonung auf „froher Zukunft ahnen“ und „selbstgewollten Bahnen“ unterstreicht die Bedeutung von Eigenständigkeit, Mut und Selbstbestimmung. Das Gedicht endet mit einem Aufruf zur individuellen Freiheit und einem Appell, sich von den Zwängen der Masse zu befreien und seinen eigenen Weg zu gehen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.