Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , ,

Asmus Teufel

Von

Die Pfingstfestglocken klingen,
Maigrün ist Feld und Wald,
Der bunten Finken Singen
Aus allen Zweigen schallt;
O Münden, du mußt vergehen,
Münden, du vielschöne Stadt,
Des Kaisers Fahnen wehen,
Der Tilly säuft in Blut sich satt.

Es huben zwölf Kartaunen
Wohl an ein schnöd Gebrumm,
Bis daß von dem Posaunen
Die Mauern fielen um;
Ist mancher hingeworden
In dieser Nacht der Not,
Es ging das große Morden
Vom Abend bis zum Morgenrot.

Da war ein Mündener Bürger,
Asmus Teufel genannt,
Der schrie: „Du papistischer Würger,
Dir wird jetzt die Schnauze verbrannt!“
Er stopfte mit Hackblei und Nägeln
Ein großes Gestücke voll
Und rief: „Den welschen Flegeln
Der Willkomm schlecht geraten soll.“

Sie kamen angelaufen
Mit Mordiogeschrei,
Er hielt in den dicksten Haufen,
Es ging kein Bröcklein vorbei;
Da flogen Arme und Beine
In der Luft umher,
Das gab ein großes Gegreine,
Doch Asmus Teufel lachte sehr.

Sie suchten in allen Gassen
Wo er zu finden sei,
Sie mußten ihn leben lassen,
Er kam gesund vorbei;
Zu Göttingen saß er und zechte,
Ein helles Lachen sich hub,
Als kund ward, wie sich rächte
Der Teufel an dem Beelzebub.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Asmus Teufel von Hermann Löns

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Asmus Teufel“ von Hermann Löns ist eine Ballade, die von der Zerstörung der Stadt Münden im Dreißigjährigen Krieg und der heldenhaften, aber brutalen Tat eines Bürgers namens Asmus Teufel erzählt. Das Gedicht zeichnet sich durch seinen rauen Realismus, die direkte Sprache und die drastischen Bilder aus, die die Gräuel des Krieges und die extreme Reaktion eines Einzelnen auf diese Gräuel darstellen.

Die erste Strophe etabliert die Szenerie des Gedichts mit den Klängen der Pfingstglocken und dem bunten Treiben der Natur, was einen starken Kontrast zu den drohenden Kriegsereignissen bildet. Der Hinweis auf das Vergehen von Münden und die Ankunft von Tilly, dem katholischen Feldherrn, deutet auf die kommende Zerstörung hin. Die zweite Strophe beschreibt das Bombardement und den Fall der Stadtmauern, wobei die Gewalt und das Morden hervorgehoben werden. Hier wird das Ausmaß der Zerstörung und das Leid, das über die Stadt hereinbricht, deutlich.

Im Mittelpunkt des Gedichts steht Asmus Teufel, der mit seinem unerschrockenen Mut und seiner unkonventionellen Art zum Helden wird. In der dritten Strophe bereitet er eine Kanone vor und schwört, die feindlichen Truppen zu vernichten. Seine Vorbereitung mit Hackblei und Nägeln deutet auf seine Entschlossenheit hin, die Angreifer mit aller Härte zu empfangen. Die vierte Strophe schildert die blutige Auseinandersetzung, bei der Asmus Teufel eine verheerende Wirkung erzielt. Die drastischen Bilder der explodierenden Gliedmaßen und das Gelächter des Asmus Teufel verdeutlichen seine unbarmherzige Natur und seinen Hass auf die Angreifer.

In der letzten Strophe entkommt Asmus Teufel der Gefahr und flieht nach Göttingen, wo er über seinen Erfolg lacht. Dies zeigt, dass er die Zerstörung von Münden überlebt hat und sich an seinen Feinden rächen konnte. Die Geschichte endet mit einer ironischen Note, da der Teufel (Asmus) sich an den Anhängern des Teufels (den Angreifern) rächt. Das Gedicht vermischt somit die Themen Krieg, Gewalt, Rache und Überleben und erzeugt einen bleibenden Eindruck von Brutalität und menschlichem Einfallsreichtum unter extremen Bedingungen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.