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Die Bestimmung

Von

Was ich fühle, wie sprech ich es aus? – Der Mensch ist doch immer,
Selbst auch in dem Kreis lieblicher Freunde, allein.

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Gedicht: Die Bestimmung von Heinrich von Kleist

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Bestimmung“ von Heinrich von Kleist greift das Gefühl der menschlichen Einsamkeit und die Unfähigkeit zur vollständigen Kommunikation als zentrale Themen auf. Es beginnt mit einer rhetorischen Frage, die das Unvermögen des lyrischen Ichs zum Ausdruck bringt, seine inneren Gefühle vollständig mitzuteilen. Die Formulierung „Was ich fühle, wie sprech ich es aus?“ deutet auf eine Kluft zwischen dem Innenleben des Menschen und der Möglichkeit, es in Worte zu fassen. Dies impliziert eine grundsätzliche Begrenzung der menschlichen Sprache und die Schwierigkeit, wahre Gefühle zu vermitteln.

Im zweiten Teil des Gedichts wird diese Einsamkeit als universelle Erfahrung dargestellt. Die Aussage „Der Mensch ist doch immer, / Selbst auch in dem Kreis lieblicher Freunde, allein“ unterstreicht die These, dass der Mensch trotz sozialer Kontakte und liebevoller Beziehungen letztlich auf sich selbst zurückgeworfen ist. Die Betonung liegt hier auf dem Gegensatz zwischen dem Gefühl des Alleinseins und der Anwesenheit von Freunden. Dies wirft die Frage auf, ob menschliche Beziehungen die fundamentale Einsamkeit des Individuums tatsächlich überwinden können oder ob sie lediglich die Erfahrung des Alleinseins verbergen.

Kleists Gedicht zeichnet sich durch seine schlichte und prägnante Sprache aus, die dem Nachdenken des Gedichts über die menschliche Existenz entspricht. Die knappen Verse und die einfache Reimstruktur erzeugen einen intensiven und nachdenklichen Ton. Die Wahl des Pronomens „ich“ im ersten Vers und die anschließende Verallgemeinerung des „Menschen“ im zweiten Vers erzeugen eine Spannung zwischen persönlicher Erfahrung und universeller Gültigkeit.

Die „Bestimmung“ in Kleists Gedicht könnte als die unvermeidliche Einsamkeit des Menschen verstanden werden, die er als Grundbedingung des menschlichen Daseins betrachtet. Kleist bietet keine Lösung für dieses Problem, sondern formuliert es als eine unausweichliche Wahrheit. Das Gedicht regt damit zur Reflexion über die menschliche Existenz, die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft und die Grenzen der menschlichen Kommunikation an. Es lädt den Leser ein, über seine eigene Erfahrung des Alleinseins und der Unfähigkeit zur vollständigen Verständigung nachzudenken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.