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Der Ödip des Sophokles

Von

Greuel, vor dem die Sonne sich birgt! Demselbigen Weibe
Sohn zugleich und Gemahl, Bruder den Kindern zu sein!

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Gedicht: Der Ödip des Sophokles von Heinrich von Kleist

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Ödip des Sophokles“ von Heinrich von Kleist konzentriert sich auf die schockierende Erkenntnis des Ödipus über seine wahre Identität und das daraus resultierende Grauen. Das Gedicht ist extrem kurz und besteht nur aus zwei Versen, die jedoch eine enorme emotionale Wucht entfalten. Es beschreibt das Ausmaß der Tragödie, die Ödipus widerfahren ist, und die damit verbundene Verzweiflung und Abscheu.

Der erste Vers beginnt mit einem Ausruf, der die Entsetzlichkeit der Situation betont: „Greuel, vor dem die Sonne sich birgt!“ Diese Worte deuten auf eine kosmische Erschütterung hin, eine Tat von so unvorstellbarem Ausmaß, dass selbst die Sonne, Symbol für Licht und Leben, ihre Augen davor verschließen möchte. Die Verwendung des Wortes „Greuel“ verstärkt den Ekel und die moralische Abscheu, die mit Ödipus‘ Schicksal verbunden sind. Dies etabliert sofort die Atmosphäre der Tragödie und bereitet den Leser auf die Enthüllung der schrecklichen Wahrheit vor.

Der zweite Vers konkretisiert das Grauen. Ödipus ist „Sohn zugleich und Gemahl, Bruder den Kindern zu sein!“ Diese Zeile fasst die gesamte Tragödie zusammen: Ödipus hat seine eigene Mutter geheiratet und ist Vater seiner eigenen Geschwister. Die Inzestuöse Beziehung wird hier in all ihrer erschreckenden Komplexität dargelegt. Die Auflistung der Verwandtschaftsverhältnisse in einer so kurzen Zeile verdeutlicht die immense Tragweite der Verstrickung und das Ausmaß des Verlustes von familiären und moralischen Werten, die Ödipus erleiden muss.

Kleists Gedicht zeichnet sich durch seine lakonische Sprache aus, die dennoch von großer Ausdruckskraft ist. Die Kürze des Gedichts verstärkt die Wirkung der Aussage. Die wenigen Worte reichen aus, um ein Bild des Schreckens zu erzeugen, das in der griechischen Tragödie seinen Höhepunkt findet. Die Verwendung von starken Bildern und kurzen, prägnanten Sätzen ermöglicht es Kleist, die Essenz der Tragödie zu erfassen und das zentrale Thema des Gedichts – die Schockwirkung der Erkenntnis – in den Vordergrund zu rücken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.