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An die Freiheit

Von

Goldne Freiheit, kehre wieder
In mein wundes Herz zurück,
Weck‘ mir neue, heit’re Lieder
Und entwölke Geist und Blick.

Komm und trockne meine Thränen
Mit der rosig-zarten Hand,
Stille meines Busens Sehnen,
Löse, was die Liebe band.

Liebe schafft Olympos-Freuden,
Und wer ehrte sie wie ich? –
Tiefer doch sind ihre Leiden,
Und allein sie trafen mich.

Ach! mit Jahren voller Qualen,
Mit des halben Lebens Glück
Mußt‘ ich ihre Wonne zahlen,
Flüchtig, wie ein Augenblick.

Ohne Freuden stieg der Morgen
Für mich arme Schwärmerin,
Und der Liebe bleiche Sorgen
Welkten meinen Frühling hin.

Wonne hat sie mir versprochen,
Treue war mein Gegenschwur,
Unsern Bund hat sie gebrochen,
Schmerz und Tränen gab sie nur. –

Nimm für deine Palmenkrone
Was die Liebe mir verspricht,
Hier in dieser Männer-Zone
Grünt für mich die Myrte nicht.

Goldne Freiheit, kehre wieder,
Stimme meiner Harfe Ton;
Jubelt lauter, meine Lieder,
Ihr Umarmen fühl‘ ich schon!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An die Freiheit von Sophie Albrecht

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An die Freiheit“ von Sophie Albrecht ist ein leidenschaftlicher Appell an die persönliche Freiheit als heilende Kraft nach einer schmerzhaften Erfahrung der Liebe. Die Freiheit erscheint hier nicht politisch, sondern zutiefst individuell und seelisch – als innerer Zustand von Selbstbestimmung, Klarheit und Lebendigkeit, der durch die Liebe verloren gegangen ist. Der Ruf „Goldne Freiheit, kehre wieder“ zeigt bereits zu Beginn die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach einer Rückkehr zu sich selbst, zu ungetrübtem Empfinden und kreativer Ausdruckskraft.

In den folgenden Strophen wird deutlich, dass die Liebe einst als höchste Wonne verehrt wurde – „Liebe schafft Olympos-Freuden“ –, doch diese Idealisierung ist zerstört. Statt Erfüllung brachte sie nur Schmerz, Sehnsucht und Enttäuschung. Die Liebe, einst Quelle von Sinn und Inspiration, wird nun als Fessel erlebt, die den Geist vernebelt und den „Frühling“ des Lebens verwelken ließ. Das lyrische Ich beschreibt sich als „arme Schwärmerin“, deren Hoffnungen sich nicht erfüllt haben.

Der Kontrast zwischen der einst erhofften ewigen Treue und der erlebten Realität des gebrochenen Bundes steht im Zentrum des Gedichts. Liebe wurde mit „Jahren voller Qualen“ bezahlt, ein hoher Preis für eine flüchtige Freude. Besonders schmerzhaft ist der Umstand, dass sich das lyrische Ich ganz der Liebe verschrieben hatte – mit dem „Gegenschwur“ der Treue – und dafür nur Tränen empfing. Die Enttäuschung über diesen Vertrauensbruch mündet in die Einsicht, dass in der „Männer-Zone“ kein Platz für die weibliche Myrte, das klassische Symbol der Liebesgöttin, mehr ist.

Doch das Gedicht endet nicht in Resignation, sondern mit einem kraftvollen Wendepunkt. Die Freiheit, nun wieder herbeigerufen, soll die Harfe – Sinnbild für poetische Schaffenskraft – neu erklingen lassen. In der Rückkehr zur Freiheit liegt auch die Rückkehr zur eigenen Stimme, zur Kunst, zum Leben jenseits der Liebesfessel. Die letzten Verse drücken einen fast ekstatischen Moment aus: Das lyrische Ich spürt bereits die befreiende Umarmung der Freiheit und ruft seine Lieder zum Jubel auf.

„An die Freiheit“ ist damit nicht nur ein Befreiungsgedicht, sondern auch ein poetisches Selbstbekenntnis. Sophie Albrecht formuliert in bewegender Sprache den Bruch mit einer idealisierten, aber schmerzhaft gescheiterten Liebe – und feiert die Wiederentdeckung der Selbstbestimmung als Akt schöpferischer und seelischer Wiedergeburt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.