Sapphische Ode
Rosen brach ich nachts mir am dunklen Hage;
Süßer hauchten Duft sie als je am Tage,
Doch verstreuten reich die bewegten Äste,
Tau, der mich näßte.
Auch der Küsse Hauch mich wie nie berückte,
Den ich nachts vom Strauch deiner Lippen pflückte:
Doch auch dir, bewegt im Gemüt, gleich jenen,
Tauten die Tränen.
Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Sapphische Ode“ von Hans Schmidt ist eine kurze, elegische Betrachtung über die Vergänglichkeit von Schönheit und Freude, die durch die Gegenüberstellung von Natur und menschlichem Erleben erzeugt wird. Es verwendet die Metaphorik des nächtlichen Rosenbruchs, um die Erfahrung der Liebe und der damit verbundenen Emotionen zu beschreiben. Die strenge metrische Form, die an die Sapphische Ode erinnert, unterstreicht die formale Eleganz und die klassische Thematik des Gedichts.
Im ersten Teil des Gedichts wird die Erfahrung des nächtlichen Rosenbruchs geschildert. Der lyrische Sprecher, der im Dunkeln Rosen pflückt, erlebt eine Intensivierung der Sinneseindrücke: Der Duft der Rosen erscheint süßer als am Tag, und der Tau benetzt den Sprecher. Diese Beschreibung ist eine Metapher für die Erfahrung der Liebe, die in der Nacht, in der Dunkelheit, stattfindet und die Sinne auf besondere Weise anspricht. Die „bewegten Äste“ deuten auf eine gewisse Unruhe und Instabilität hin, die mit der Liebe einhergehen kann.
Der zweite Teil des Gedichts wechselt von der Naturmetapher zur direkten Ansprache der geliebten Person. Der Kuss wird als ebenso betörend beschrieben wie der Duft der Rosen. Doch die Freude wird durch die Erkenntnis der Tränen getrübt. Sowohl der Sprecher als auch die geliebte Person sind von Emotionen ergriffen, was die Erfahrung der Liebe komplexer macht und die Vergänglichkeit des Glücks andeutet. Die Tränen sind ein Zeichen für die Verletzlichkeit und die mögliche Trauer, die mit der Liebe verbunden sind.
Die zentrale Aussage des Gedichts liegt in der Gegenüberstellung von sinnlicher Erfahrung und emotionaler Verletzlichkeit. Die Rosen, die Küsse und der Duft symbolisieren die Freude und das Glück der Liebe, während der Tau und die Tränen die Vergänglichkeit dieser Freuden und die damit verbundene Trauer repräsentieren. Das Gedicht verdeutlicht somit die Erkenntnis, dass die Liebe nicht nur ein Moment der Euphorie, sondern auch ein Moment der Verwundbarkeit ist. Es ist ein melancholischer Blick auf die Natur der Liebe und die Unvermeidlichkeit von Leid und Vergänglichkeit.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.