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Der alte und der junge Wein

Von

Ihr Alten trinkt, euch jung und froh zu trinken:
Drum mag der junge Wein
Für euch, ihr Alten, sein.

Der Jüngling trinkt, sich alt und klug zu trinken:
Drum muß der alte Wein
Für mich, den Jüngling, sein.

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Gedicht: Der alte und der junge Wein von Gotthold Ephraim Lessing

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der alte und der junge Wein“ von Gotthold Ephraim Lessing ist eine pointierte Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Lebensabschnitten und den damit verbundenen Bedürfnissen und Erwartungen. Es handelt sich um eine Art rhetorische Übung, die auf einer einfachen, aber wirkungsvollen Struktur basiert: Zwei Strophen, die jeweils einen scheinbar widersprüchlichen Anspruch formulieren.

In der ersten Strophe wird den „Alten“ der „junge Wein“ zugedacht, um ihre Lebensfreude und Jugendlichkeit zu erhalten. Dies deutet auf eine Sehnsucht nach dem Erhalt des jugendlichen Geistes und der Unbeschwertheit hin. Der junge Wein steht hier symbolisch für die Energie, die Frische und das Aufbruchsgefühl des Lebens, das für die Alten trotz ihres Alters eine wichtige Rolle spielt. Die Verwendung des Konjunktivs („mag“) verleiht dem Ganzen einen Hauch von Wunschdenken und einem gewissen Augenzwinkern.

Die zweite Strophe kehrt die Logik um: Der „Jüngling“ soll „alten Wein“ trinken, um „sich alt und klug zu trinken“. Hier wird das trinken des Weines mit dem Erwerb von Weisheit und Erfahrung verbunden. Der alte Wein steht also für die Reife, die Kenntnis der Welt und die Fähigkeit, über die Dinge nachzudenken, die junge Menschen oft noch nicht besitzen. Der Wechsel von „jung und froh“ zu „alt und klug“ zeigt die unterschiedlichen Lebensziele und die Suche nach Sinn und Erfahrung in den verschiedenen Lebensphasen.

Das Gedicht profitiert von seiner Prägnanz und der klaren Struktur. Die Wiederholung des Reimschemas (AAB) und die einfache Sprache erleichtern das Verständnis und verstärken die Wirkung des Gedichts. Lessing nutzt hier auf intelligente Weise die Metapher des Weins, um die unterschiedlichen Bedürfnisse und Motivationen von Jung und Alt zu verdeutlichen. Das Gedicht bietet eine nachdenkliche Reflexion über die verschiedenen Lebensabschnitte und die Suche nach Glück, Weisheit und Erfüllung.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.