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Arist und Suffen

Von

Auf Ortolanen, Lachs und Samos stolzen Wein
Hat oft Arist das Glück, Suffenens Gast zu sein.
Dann aber liest Suffen ihm seiner Dichtkunst Proben,
Und diese muß Arist stets hören und stets loben.
Nun überschätze nicht dein theures Mahl, Suffen:
Gewiß, nur für Arist kömmt es recht hoch zu stehn.

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Gedicht: Arist und Suffen von Friedrich von Hagedorn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Arist und Suffen“ von Friedrich von Hagedorn ist eine satirische Beobachtung der Beziehung zwischen einem wohlhabenden Genießer (Suffen) und einem schmeichlerischen Bewunderer (Arist). Es zeichnet ein Bild von einem unausgeglichenen Verhältnis, das auf materiellem Austausch und falscher Wertschätzung basiert. Die Pointe des Gedichts liegt in der Enthüllung der wahren Natur dieser Beziehung, die durch die Ironie und den Kontrast zwischen dem Genuss und dem Zwang zum Loben verdeutlicht wird.

Die ersten beiden Verse beschreiben die luxuriöse Umgebung, in der sich die beiden treffen. Suffen, der Gastgeber, bietet Arist, dem Gast, eine Fülle an kulinarischen Genüssen dar, von „Ortolanen“ über „Lachs“ bis hin zu „Samos stolzen Wein“. Diese Aufzählung dient nicht nur dazu, den Reichtum und die Freigiebigkeit Suffens zu betonen, sondern auch, die Grundlage der Beziehung zu etablieren: Arist wird mit Essen und Trinken verwöhnt. Dieser reiche Rahmen schafft eine Erwartung von Gegenseitigkeit, die jedoch durch die folgenden Verse untergraben wird.

Die folgenden Verse zeigen die andere Seite der Beziehung: Suffen präsentiert seine „Dichtkunst Proben“, die Arist stets anhören und loben muss. Hier wird die Machtdynamik deutlich. Suffen erwartet nicht nur die physische Anwesenheit und den Genuss von Arists Seite, sondern auch dessen Zustimmung und Bewunderung für seine literarischen Bemühungen. Arist ist also nicht nur Gast, sondern auch Publikum, das dazu verdammt ist, Suffens Werk zu goutieren, unabhängig von dessen Qualität.

Der letzte Vers enthält die überraschende Wendung und die eigentliche Moral der Geschichte. Indem der Sprecher Suffen ermahnt, sein teures Mahl nicht zu überschätzen, offenbart er die wahre Natur der Beziehung: Es ist nicht die Qualität des Essens oder der Dichtkunst, die hier wichtig ist, sondern die Notwendigkeit von Arist, Suffen zu gefallen und ihm zu schmeicheln, um die Annehmlichkeiten zu erhalten. Die Ironie liegt darin, dass das Festmahl nur für Arist so wertvoll ist, weil es ihm die Chance gibt, die literarischen Ergüsse des Gastgebers zu ertragen und die gewünschte Bestätigung zu liefern. Das Gedicht entlarvt so auf humorvolle Weise die Oberflächlichkeit und die Abhängigkeit in dieser Beziehung.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

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