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An Charin

Von

Dein Pandus, der so zu dir schleicht,
Hat Eulenaugen, und sie schielen;
Sein Kinn ist spitz; er lacht nicht leicht,
Und wird stets mit der Zunge spielen.
Ich weiß, daß du ihm günstig bist:
Freund, werde nicht durch Schaden klüger!
Wenn dieser Rothkopf ehrlich ist,
So ist er wahrlich ein Betrüger.

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Gedicht: An Charin von Friedrich von Hagedorn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Charin“ von Friedrich von Hagedorn ist eine warnende Ansprache an einen Freund, der offensichtlich Gefallen an einer zwielichtigen Person, einem „Pandus“, findet. Die direkte Anrede und die eindringlichen Worte lassen auf eine tiefe Sorge des Dichters um das Wohl des Freundes schließen. Die Sprache ist klar und direkt, ohne Schnörkel, was die Dringlichkeit der Warnung unterstreicht.

Die Beschreibung des „Pandus“ ist von negativen Attributen geprägt, die ihn als unaufrichtig und gefährlich kennzeichnen. Hagedorn verwendet anschauliche Bilder, um dessen Charakter zu enthüllen: „Eulenaugen, und sie schielen“ deutet auf Arglist und Hinterhältigkeit hin, das „spitz[e] Kinn“ und die „Zunge spiel[en]“ auf Gerissenheit und eine gewisse Unaufrichtigkeit. Der „Pandus“ wird als jemand dargestellt, der nicht ehrlich ist, was durch die Warnung des Dichters noch verstärkt wird: „Wenn dieser Rothkopf ehrlich ist, / So ist er wahrlich ein Betrüger.“ Diese Aussage ist ein starkes Paradox, das die Gefährlichkeit des „Pandus“ hervorhebt und den Freund vor ihm warnen soll.

Die Verwendung des Wortes „Pandus“ ist im Kontext des 18. Jahrhunderts bedeutsam. Ein „Pandus“ war eine Person, die zwischen Liebenden vermittelte oder auch Kuppler-Dienste anbot. In diesem Sinne ist der „Pandus“ wahrscheinlich ein Verführer oder jemand, der Charin in Versuchung führt. Die Warnung des Dichters zielt also nicht nur auf eine allgemeine Täuschung ab, sondern auf eine mögliche romantische oder sexuelle Beziehung, die für Charin nachteilig enden könnte. Die Zeile „Ich weiß, daß du ihm günstig bist“ verdeutlicht, dass der Adressat bereits Interesse an dieser Person zeigt, was die Sorge des Dichters noch verstärkt.

Die Moral des Gedichts ist unmissverständlich: Charin soll sich von dem „Pandus“ fernhalten. Der Dichter appelliert an die Vernunft seines Freundes, indem er ihn vor möglichen negativen Folgen warnt. Das Gedicht ist ein Appell an die Freundschaft und ein Beispiel für die Sorge und Verantwortung, die Freunde füreinander empfinden können. Es ist ein klassisches Beispiel für eine warnende Freundschaftslyrik, die in der Tradition der Aufklärung steht und zur Selbstreflexion und zur kritischen Beurteilung der eigenen Beziehungen auffordert.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.